Die französische Justiz hat die Herausgabe eines Videos gefordert, das die letzten Sekunden im Inneren der in den französischen Alpen abgestürzten Germanwings-Maschine zeigen soll. "Wenn eine Person ein solches Video besitzen sollte, muss sie es umgehend den Ermittlern übergeben", erklärte der zuständige Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, am Mittwoch.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liege den Ermittlern kein Video vor, das den Absturz des Airbus A320 zeige. Die "Bild"-Zeitung und das französische Magazin "Paris Match" hatten berichtet, ein solches Video sei auf einem am Absturzort gefundenen Speichermedium entdeckt worden. Laut der "Bild"-Zeitung sind die Aufnahmen stark verwackelt. Einzelne Menschen seien nicht zu identifizieren, es seien aber "Mein Gott"-Rufe in mehreren Sprachen zu hören. Das Video wurde demnach im hinteren Teil des Germanwings-Fliegers aufgezeichnet. Gefunden wurde das Speichermedium laut "Bild" von jemandem aus dem "Kreis der Ermittler".

"Handys noch nicht ausgewertet"

Der Vertreter der Gendarmerie, Jean-Marc Menichini, bestritt die Angaben in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN. Die Ermittler hätten die am Absturzort gefundenen Handys noch nicht ausgewertet. Die Geräte würden im Zuge weiterer Untersuchungen an ein spezialisiertes Institut in Rosny-sous-Bois bei Paris geschickt.

Der Airbus A320 der deutschen Fluggesellschaft Germanwings war am Dienstag vergangener Woche in den südlichen französischen Alpen zerschellt. Der deutsche Copilot Andreas Lubitz steht im Verdacht, die Maschine absichtlich gegen eine Bergwand gesteuert zu haben.

Airline-Chefs am Unglücksort

Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann haben am Mittwoch den Unglücksort der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen besucht. Mit einem Hubschrauber flogen die Airline-Chefs am Vormittag zu der nahe der Absturzstelle gelegenen Ortschaft Seyne-les-Alpes, von wo aus die Bergungsarbeiten geleitet werden. Dort sprachen sie mit Einsatzkräften.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Opfern des Germanwings-Absturzes zugesagt, dass beide Unternehmen solange wie nötig Hilfe leisten werden. "Wir helfen nicht nur diese Woche. Wir möchten solange helfen, wie Hilfe benötigt wird", kündigte er bei einem Besuch mit Germanwings-Chef Thomas Winkelmann am Mittwoch in Le Vernet nahe der Absturzstelle in den französischen Alpen an.

Zu den am Vorabend bekannt gewordenen neuen Details über die Erkrankung des Copiloten äußerte sich Spohr nicht. Der Konzernchef dankte allen Einsatzkräften, Helfern und den Menschen im Absturzgebiet erneut für ihre Unterstützung. Er zeigte sich "tief beeindruckt von der Professionalität, der Energie, dem Mitgefühl und der Sympathie".

Depression war Lufthansa bekannt

Die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa wusste während der Ausbildung des Copiloten der Germanwings-Unglücksmaschine von einer vorausgegangenen Depression. Das teilte die Lufthansa eine Woche nach dem Absturz in Frankreich mit 150 Toten mit.

Am Absturzort in den französischen Alpen haben die Ermittler die Bergung der Toten beendet. Es gebe keine Leichen mehr am Absturzort, erklärte die Gendarmerie am Dienstagabend in Seyne-les-Alpes. Am Mittwoch würden Einsatzkräfte zu dem Ort aufsteigen, um die persönlichen Gegenstände einzusammeln.

Trauer um die jungen Opfer von Haltern
Trauer um die jungen Opfer von Haltern © AP

In der besonders betroffenen westfälischen Stadt Haltern ist für Mittwoch (17.00 Uhr) ein öffentlicher ökumenischer Gottesdienst in der St.-Sixtus-Kirche geplant. Unter den Opfern der Tragödie sind 16 Schüler und 2 Lehrerinnen des Halterner Gymnasiums.