Der Kopilot, der am Dienstag einen Airbus A320 der Germanwings in Südfrankreich absichtlich zum Absturz gebracht haben dürfte, war offenbar wegen psychischer Probleme krankgeschrieben. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") in ihrer Online-Ausgabe. Demnach soll die Krankschreibung offenbar von einem Neurologen und Psychiater im Rheinland stammen.

Hätte der 27-Jährige dieses Attest Germanwings vorgelegt, hätte er wohl längere Zeit nicht fliegen dürfen. berichtete die "SZ". Deshalb dürfte er die Krankschreibung zerrissen haben.

Die "Rheinische Post" berichtete, dass Lubitz über zwei verschiedene Krankschreibungen verfügt haben soll.Die Universitätsklinik Düsseldorf bestätigte am Freitag in einer Mitteilung, dass Andreas Lubitz Patient der Klinik war. "Meldungen, wonach Andreas L. wegen Depressionen in unserem Haus in Behandlung gewesen sei, sind jedoch unzutreffend", erklärte eine Sprecherin. Auskünfte über eventuelle Krankheiten des Mannes machte die Klinik nicht, auch nicht, in welcher Abteilung er Patient war.

Leben wird durchleuchtet

Nach den Durchsuchungen in Düsseldorf und Montabaur durchleuchten die Ermittler das Leben des Co-Piloten der abgestürzten Germanwings-Maschine. "Wir haben verschiedene Dinge mitgenommen, und die werten wir jetzt aus", sagte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf am heutigen Freitag. Bereits fix: Eine zerrissene Krankschreibung für den Absturztag wurde gefunden. Das teilte die Behörde am Freitag mit. Das würde bedeuten, dass der Co-Pilot nicht fliegen hätte dürfen. 

Bei der Durchsuchungen seiner Wohnungen wurden "Dokumente medizinischen Inhalts" sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen. Dabei seien unter anderem "zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen" gefunden worden. Das unterstütze "nach vorläufiger Bewertung" die Annahme, dass der Verstorbene "seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht hat". Um welche Krankheit es sich handelte, blieb zunächst offen.

In seiner Düsseldorfer Wohnung seien weder ein Abschiedsbrief noch Bekennerschreiben gefunden worden. Es gebe keine Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund.

"Wir machen keine Zwischenangaben"

Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft wollten sich zu einem Bericht von "Spiegel Online" äußern, wonach in der Düsseldorfer Wohnung Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 27-Jährigen gefunden worden seien. "Wir machen keine Zwischenangaben zum Stand der Ermittlungen", erklärte die Staatsanwaltschaft. Laut französischer Staatsanwaltschaft soll der Kopilot das Flugzeug absichtlich gegen eine Felswand in den französischen Alpen gesteuert haben.

Bisher gebe es keine Planungen, im Laufe des Tages über den Stand der Ermittlungen zu berichten, sagte der Polizeisprecher. "Die Auswertung etwaiger Beweismittel wird einige Zeit in Anspruch nehmen; über wesentliche neue Erkenntnisse wird die Staatsanwaltschaft die Angehörigen und die Öffentlichkeit zeitnah unterrichten", hatte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Donnerstag mitgeteilt.

Vorsatz wahrscheinlich

Der Co-Pilot der über Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine hat den Airbus mit 150 Menschen an Bord, darunter 75 Deutsche, wohl mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht. "Es sieht so aus, als ob der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so zerstört hat", sagte Staatsanwalt Brice Robin am gestrigen Donnerstag in Marseille.

Staatsanwalt Brice Robin
Staatsanwalt Brice Robin © APA/EPA/SEBASTIEN NOGIER

Der 27-Jährige Andreas Lubitz sei zu dem Zeitpunkt allein im Cockpit und der Pilot aus der Kabine ausgesperrt gewesen. Warum der Mann die Maschine in die Katastrophe steuerte, ist unklar. Hinweise auf einen Terrorakt gibt es laut Ermittlern und dem deutschen Innenministerium nicht.

Pilot wollte mit Axt ins Cockpit

Der ausgesperrte Pilot der verunglückten Germanwings-Maschine hat einem Bericht zufolge offenbar wenige Minuten vor dem Aufprall noch versucht, die Tür zum Cockpit mit einer Axt zu öffnen. Wie die "Bild"-Zeitung vom heutigen Freitag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, nutzte er dafür eine an Bord befindliche Notfall-Axt, um in das geschlossene Cockpit zurückzugelangen.

"Zu der Sicherheitsausrüstung eines A320 gehört auch eine Axt", sagte eine Germanwings-Sprecherin der Zeitung. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA waren die Cockpit-Türen in Flugzeugen massiv verstärkt und mit einem Code versehen worden, um unbefugtes Personal fernzuhalten. Bis dahin war es möglich, die Türen im Notfall mit der Axt einzuschlagen.

Berührende Worte eines Piloten

Im Internet macht mittlerweile die Ansprache eines Germanwings-Piloten vor dem Abflug die Runde und sorgt für große Annerkennung. Eine Passagierin beschreibt die Situation in einem Facebook-Eintrag auf der Germanwings-Seite.

Vier-Augen-Prinzip

In den USA und in Europa wird von Airlines das Vier-Augen-Prinzip im Cockpit schon teilweise praktiziert. Danach ist stets ein Ersatz im Cockpit, wenn der Flugkapitän oder sein Co-Pilot auf dem Flug aus den unterschiedlichsten Gründen das Cockpit verlässt - sei es, um die Toilette aufzusuchen oder in der Kabine etwas zu checken.

In Deutschland gelten entsprechenden Regelungen von Luftfahrtbehörden bisher noch nicht. Nach dem Germanwings-Absturz wollen die im Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) organisierten Airlines das ändern.

Autopilot umprogrammiert

Der Autopilot wurde nach Erkenntnissen der Tracking-Webseite Flightradar24 vor dem Absturz umprogrammiert. Die Flughöhe sei von 38.000 Fuß (11.582,40 Meter) auf das mögliche Minimum von 100 Fuß (30,48 Meter) geändert worden. Neun Sekunden später habe der Sinkflug begonnen. Die Absturzstelle befindet sich in den französischen Alpen auf etwa 1.800 Metern Höhe.

Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) warnte davort, den Absturz der Germanwings-Maschine bereits als Selbstmord des Co-Piloten Andreas Lubitz (27) einzustufen. Bei den Erkenntnissen handle es sich um "einen ersten Zwischenbericht", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. "Viele Fragen sind noch offen."

Nach Angaben der französischen Ermittler steuerte der Co-Pilot die Maschine offenbar absichtlich in die Katastrophe. "Woran macht man beispielsweise fest, dass der Sinkflug vorsätzlich eingeleitet wurde?", so Handwerg. "Aus unserer Sicht sind noch andere Möglichkeiten als Vorsatz denkbar." So sei noch nichts über den technischen Zustand des Flugzeugs bekannt. "Deshalb brauchen wir eine Auswertung des Flugdatenschreibers", mahnte Handwerg vor vorschnellen Schlüssen.

Depression oder Burn out

Der junge Mann soll bereits vor Jahren unter Depressionen gelitten haben. Die Mutter einer Klassenkameradin von Lubitz sagt zu Medien, dass er ihrer Tochter vor sechs Jahren anvertraut habe, er habe sich eine Auszeit nehmen wollen. "Offenbar hatte er ein Burn-out, eine Depression." Als ihre Tochter Lubitz vor Weihnachten gesehen habe, sei jedoch alles in Ordnung gewesen. Sie glaubt nicht, dass der 28-Jährige die Tat über längere Zeit vorbereitet hatte. "Das kann nicht geplant gewesen sein, obwohl es ja eigentlich wie ein Amoklauf war."

Auch die "Passauer Neue Presse" schreibt, dass Lubitz psychisch labil gewesen sein soll. Ein Bekannter habe der Zeitung berichtet: "Er ist ein Freak, er wollte unbedingt Pilot werden, aber er ist psychisch labil, hatte deshalb auch seine Ausbildung für einige Monate unterbrochen." Auslöser dafür sei ein "Aussetzer" gewesen, wie der Bekannte sagt. Lubitz sei vom Fliegen förmlich besessen gewesen. Sein ganzes Zimmer sei mit Bildern von Flugzeugen und Emblemen von Lufthansa tapeziert gewesen.

Ermittler durchsuchten gestern Abend auf Ersuchen der französischen Justiz zwei Wohnungen des 27-Jährigen, der aus Montabaur bei Koblenz stammte. Dort und in einem Haus in Düsseldorf suchten sie nach Hinweisen auf ein Motiv oder Anzeichen für eine psychische Erkrankung. Nach vier Stunden war die Aktion beendet, die Ermittler verließen mit Umzugkartons das Haus in Düsseldorf.

Bei Lebenskrisen nicht ins Cockpit

Bei traumatischen Ereignissen dürfen Piloten nicht ins Cockpit. Lebenskrisen wie Scheidungen oder der Tod eines Angehörigen können zu einer Zwangspause führen, sagte Franz Brunhofer von der Austrian Cockpit Association (ACA). Der auch als Psychologe ausgebildete Pilot ist jedoch überzeugt, dass psychische Erkrankungen in dieser Berufsgruppe sehr selten vorkommen.

Aufgrund der strengen Kriterien zur Pilotenausbildung würde bereits eine intensive Selektion vorgenommen. "Von 100 Bewerbern schaffen nur sieben bis acht diese Selektion", erklärte Brunhofer. Dabei handle es sich um Menschen, denen es nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr gut gehe. "Sie sind imstande, einen gewissen Druck auszuhalten. Sie haben gelernt, damit umzugehen. Dafür sind sie ausgewählt worden."

"Eine gewisse psychische und physische Robustheit ist Voraussetzung", sagte der ACA-Experte. Deshalb würde eine Lebenskrise Piloten - obwohl sie ständigem Druck ausgesetzt seien - nicht so treffen wie andere Menschen. Für Probleme stehe den Piloten eine Supervision zur Verfügung. Und das Angebot werde auch angenommen. Denn bei Piloten handle es sich um "Schichtarbeiter", egal ob auf der Lang- oder der Kurzstrecke, erklärte Brunhofer.

Es gibt freilich auch ausgebildete Piloten, denen der Druck aufgrund des Jobs zu viel ist. "Das ist aber ein verschwindend geringer Prozentsatz", erzählte Brunhofer. Da wird dann eine Auszeit genommen und nach einer Lösung gesucht.

"Psychotisches Krankheitsbild"

Laut dem Wiener Experten Stephan Doering passe die extrem hohe Aggressivität mit dem absichtlichen zum Absturzbringen eines Flugzeuges mit 150 Insassen wenig zu einem Suizid infolge von Depressionen. Doering betonte, dass - so die Abläufe wirklich so gewesen seien, wie die derzeitigen Hypothesen lauten - bei vorliegenden psychischen Störungen eher an ein "psychotisches Krankheitsbild" zu denken sei. 

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach in Köln vom "furchtbarsten Ereignis in unserer Unternehmensgeschichte". Germanwings ist ein Tochterunternehmen des Konzerns.

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nannte die Ereignisse eine Tragödie von schier unfassbarer Dimension und sagte: "So etwas geht über jedes Vorstellungsvermögen hinaus." Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach in Köln vom "furchtbarsten Ereignis in unserer Unternehmensgeschichte". Germanwings ist ein Tochterunternehmen des Konzerns.

Die Ermittler hatten seit Mittwoch die Aufnahmen eines geborgenen Stimmenrekorders ausgewertet. Schreie von Passagieren sind erst in den letzten Sekunden vor dem Aufprall zu hören. An der Absturzstelle in den französischen Alpen bargen Rettungskräfte die ersten Opfer. Vielerorts in Deutschland versammelten sich Menschen zu einer Schweigeminute für die 150 Insassen, von denen nach jüngsten Informationen des Auswärtigen Amtes 75 Deutsche waren.

Der Pilot hatte nach den neuesten Erkenntnissen das Cockpit verlassen, um auf die Toilette zu gehen, und das Kommando seinem Kollegen übergeben. Als er zurück ans Steuer wollte, habe er die automatisch verriegelte Kabinentür nicht mehr öffnen können, schilderte der Staatsanwalt.

Die plausibelste Deutung gehe dahin, dass der Co-Pilot vorsätzlich das Öffnen der Tür verhindert habe. Obwohl der Stimmenrekorder bis zuletzt schweres Atmen im Cockpit aufgezeichnet habe, der Mann also am Leben war, habe er auf Ansprache des Towers nicht reagiert. Ein Notruf sei nicht abgesetzt worden.

Lufthansa CEO Carsten Spohr, rechts, und Germanwings CEO Thomas Winkelmann
Lufthansa CEO Carsten Spohr, rechts, und Germanwings CEO Thomas Winkelmann © AP

Warum der Co-Pilot den Airbus der Germanwings am Dienstag absichtlich zum Absturz gebracht hat, ist ein Mysterium. "Wir haben keinerlei Erkenntnis, was den Co-Piloten zu dieser schrecklichen Handlung veranlasst haben könnte", sagte Airline-Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr.

Für den Fall von Bewusstlosigkeit im Cockpit gebe es einen eigenen Code und dann ein Klingelzeichen, sagte der Chef der Lufthansa, Carsten Spohr. Wenn auch dann keine Antwort komme, gehe die Tür auf. Der Kollege im Cockpit könne dies durch Umstellen des Schalters auf 'lock' verhindern. Dann sei die Tür für fünf Minuten verschlossen.

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Bekannt war bereits, dass der Mann seit 2013 Co-Pilot bei Germanwings war. Davor hatte er laut Spohr aber schon seit etlichen Jahren für den Konzern gearbeitet, auch als Flugbegleiter. Vor sechs Jahren habe es eine mehrmonatige Unterbrechung der Pilotenausbildung gegeben, danach sei die Eignung des Mannes nach allen Standards überprüft worden. "Er war 100 Prozent flugtauglich. Ohne jede Auffälligkeit", sagte Spohr.

Dem Piloten selbst sei kein Fehlverhalten vorzuwerfen, er habe "vorbildlich gehandelt". Spohr betonte: "Wir haben volles Vertrauen in unsere Piloten. Sie sind und bleiben die besten der Welt." Er sagte auch: "Wenn ein Mensch 149 Menschen mit in den Tod nimmt, ist das ein anderes Wort als Selbstmord."

Keine Auffälligkeiten

Die Luftaufsicht teilte mit, dass es bei den routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen des Co-Piloten keine Auffälligkeiten gab. Zuletzt sei ihm Ende Jänner bescheinigt worden, dass gegen ihn keine strafrechtlichen oder extremistischen Sachverhalte vorliegen.

In den letzten Minuten, bevor der A320 an einer Felswand zerschellte, zeichnete der Rekorder auf, wie der ausgesperrte Kapitän und die Crew von außen gegen die Cockpit-Tür hämmern. Der Co-Pilot habe nichts mehr gesagt, berichtete Robin. In den ersten 20 Minuten nach dem Start haben sich Pilot und Co-Pilot demnach ganz normal unterhalten.

Der Airbus mit der Flugnummer 4U9525 war am Dienstag auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als er über Südfrankreich minutenlang an Flughöhe verlor und am Bergmassiv Les Trois Eveches zerschellte. Die Bergung und Identifizierung der Opfer in dem unwegsamen Gelände könnten nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrere Wochen dauern. Der zweite Flugschreiber sei noch nicht gefunden.

Remi Jouty von Untersuchungsbehörde BEA
Remi Jouty von Untersuchungsbehörde BEA © AP

Angehörige der Opfer gedachten am Donnerstag in der kleine Ortschaft Le Vernet in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle ihrer toten Kinder, Eltern und Geschwister. Rund 50 Hinterbliebene waren am Morgen von Düsseldorf zum südfranzösischen Flughafen Marseille-Provence geflogen worden, begleitet von Seelsorgern, Ärzten und Psychologen. Ein zweiter Sonderflug ab Düsseldorf war für Angehörige der Crew geplant. Aus Barcelona wurden Angehörige spanischer Opfer erwartet.

Nach Angaben des Marseiller Staatsanwalts sind auch die Angehörigen von Pilot und Co-Pilot an den Absturzort gereist. "Aber wir haben sie nicht mit den anderen Familien zusammengebracht."

Die Lufthansa fliegt die Angehörigen nach Südfrankreich
Die Lufthansa fliegt die Angehörigen nach Südfrankreich © AP

Die Bergung der weiteren Leichen könnte nach Angaben der Gendarmerie in dem unwegsamen Gelände zehn oder 15 Tage dauern. Die geborgenen Leichen würden in einem in der Nähe provisorisch eingerichteten Labor auf ihre Identität untersucht. Mehr als 30 DNA-Spezialisten und Rechtsmediziner arbeiten an der Identifizierung.

Airlines verschärfen Regeln

Nach dem offenbar absichtlich herbeigeführten Germanwings-Absturz haben Easyjet und mehrere weitere Fluglinien ihre Sicherheitsvorschriften geändert. Die britische Billigfluggesellschaft Easyjet erklärte am Donnerstag in London, dass die neuen Vorschriften "ab morgen" gelten würden. Ähnliche Vorkehrungen trafen die Airlines Norwegian Air Shuttle und Icelandair. Auch die flyniki-Mutter Air Berlin ändert die Cockpitregeln. Von Freitag an müssten sich immer zwei Crewmitglieder dort aufhalten, erklärte ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag. flyniki hatte am Nachmittag eine Verschärfung als nicht notwendig erachtet.

Keine regelmäßigen psychologischen Tests

Der Sprecher der Pilotengewerkschaft, Jörg Handwerg, bestätigte Informationen der Lufthansa, dass es im späteren Berufsleben keine regelmäßigen psychologischen Tests für die Flugzeugführer gibt. Es sei fraglich, in welchem Rahmen psychologische Gespräche helfen sollten. Einen hundertprozentigen Schutz vor Ausnahmefällen wie beim Absturz der Germanwings-Maschine könne es nicht geben: "Man kann ja nicht jeden Piloten vor jedem Umlauf zu einem psychologischen Gespräch oder Test schicken. Es ist in der Verantwortung des Piloten selbst, dass er sich medizinische Hilfe holt", sagte der Airbus-Kapitän. Zudem achteten die Kollegen gegenseitig aufeinander. Wenn sich jemand ungewöhnlich benehme, werde er angesprochen und aufgefordert, sich Hilfe zu besorgen.

Der beschädigte Flugschreiber
Der beschädigte Flugschreiber © APA/EPA/BEA / HANDOUT

FBI will Ermittlern helfen

Die US-Bundespolizei FBI hat den europäischen Behörden Hilfe bei Ermittlungen zum Germanwings-Absturz abgeboten. "Wir sind bereit, jede Anfrage nach Informationen und Unterstützung zu erfüllen, während wir mit Partnernationen zusammenarbeiten, deren Bürger von dieser Tragödie betroffen sind", teilte das FBI am Donnerstag in Washington mit. Zuvor hatte der TV-Sender CNN berichtet, dass Frankreich formell das FBI um Hilfe gebeten habe. Bei dem Absturz in den französischen Alpen waren auch drei US-Staatsbürger ums Leben gekommen.

Der Co-Pilot Lubitz - ein Sportler

Andreas Lubitz war 27 Jahre alt und stammte aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur. Lubitz wuchs  in der Westerwald-Kommune Montabaur auf, in einem ruhigen Wohngebiet im Süden der Stadt, inmitten von Einfamilienhäusern mit Gärten und nicht weit von einem Freizeitbad. Dort war er auch noch teilweise zu Hause, auch in Düsseldorf soll er gewohnt haben.

Er war seit September 2013 als Pilot bei der Lufthansa-Tochter Germanwings beschäftigt und hat 630 Flugstunden absolviert. Vorher war er nach Lufthansa-Angaben während einer Wartezeit Flugbegleiter. "Er war 100 Prozent flugtauglich, ohne Einschränkungen und Auflagen", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Als Absolvent kam Lubitz frisch von der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen zum Kölner Unternehmen. Er habe seine Ausbildung zum Piloten für mehrere Monate unterbrochen, dies sei aber nicht unüblich. Zu den Gründen sagte Spohr nichts.

Lubitz lernte das Fliegen im Luftsportclub Westerwald (Montabaur) lieben. Lange Jahre stieg er dort in die Flieger und landete sie sicher. Im vergangenen Jahr habe er seine sogenannten Scheinerhaltungsflüge gemacht, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus Radke. "Da habe ich ihn als sehr netten, lustigen und höflichen Menschen kennengelernt", sagte er weiter. Seinen "Traum vom Fliegen", den habe er sich erfüllen können und teuer mit seinem Leben bezahlt - so hieß es in der Traueranzeige für den Co-Piloten des LSC Westerwald. Die Internet-Seite des Luftsportclubs war nach den Meldungen aus Frankreich nicht mehr abrufbar.

Der Co-Pilot ist als Absolvent der Verkehrsflieger-Schule der Lufthansa in Bremen zum Kölner Unternehmen gekommen. Die Bremer Schule gibt es seit 1956. Sie gehört nach eigenen Angaben zum Unternehmen Lufthansa Flight Training mit insgesamt acht Standorten. Die Ausbildung zum Flugkapitän dauert 29 bis 33 Monate. Nach den ersten sechs Monaten Theorie geht es für vier Monate nach Phoenix in Arizona zum ersten Fliegen mit einmotorigen Maschinen. Nach der Rückkehr nach Bremen wird am Flugsimulator geübt, später fliegen die Flugschüler mit einer Cessna Citation. Der Abschluss mit einer Musterschulung auf einen bestimmten Flugzeugtyp ist in Frankfurt. Flugkapitäne werden in Bremen nicht nur für die Lufthansa, sondern für verschiedene Airlines ausgebildet.

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