Ein Grubenunglück im ostukrainischen Rebellengebiet Donezk hat am Mittwoch vermutlich 33 Kumpel das Leben gekostet. Bis zum Abend seien die Leichen von zehn Bergleuten geortet worden, das Schicksal von 23 weiteren sei unbekannt, teilte die Kiew-treue Regionalverwaltung mit.

Verzweifelte Angehörige versammelten sich an der Zeche und warfen den Behörden vor, sie ihm Stich zu lassen. Die Rebellen blockten Hilfe aus Kiew bei der Suche nach Überlebenden ab.

Die Tragödie ereignete sich gegen vier Uhr im Kohlebergwerk Sasjadko in der Nähe des zerbombten Flughafens von Donezk. Grund war offenbar eine Methangasexplosion. Wegen der hohen Methan-Konzentration musste die Bergungsaktion am Abend abgebrochen werden, wie ein Sprecher der Bergbaugewerkschaft UIMO sagte. Der Sprecher einer anderen Gewerkschaft, der ungenannt bleiben wollte, sagte, die noch vermissten Kumpel hätten "praktisch null" Überlebenschancen.

Verzweifelte Angehörige

Ein Vertreter der selbsternannten "Volksrepublik Donezk", Maxim Leschtschenko, sagte, von 230 Kumpeln seien 197 gerettet worden. Den ganzen Tag über hatten Angehörige an der Grube ausgeharrt. Valentina Dsjuba konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, während sie vergeblich auf gute Nachrichten über das Schicksal ihres 47-jährigen Sohns Wladimir hoffte. "Keiner sagt uns etwas. Ich erfuhr von dem Unglück aus dem Fernsehen", klagte sie und fügte mit erstickter Stimme hinzu: "Ich fürchte, er ist tot". "Wir wissen nichts", beschwerte sich auch die Frau eines der Vermissten, die mit ihrer Mutter zu dem Bergwerk geeilt war.

Die Sasjadko-Grube gehört zu den größten Bergwerken des Landes. Schon häufig gab es dort schwere Unglücke und Unfälle: Bei einer Gasexplosion im Jahr 2007 kamen dort 101 Menschen ums Leben. Bisher aber waren alle Beschwerden der Bergarbeiter über häufige Verstöße gegen die Sicherheitsregeln vergeblich.

Besitzer der Sasjadko-Grube ist der Abgeordnete Juchim Swjahilski, ein früherer Verbündeter des vor einem Jahr gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Das Bergwerk liegt in der Nähe des monatelang heftig umkämpften Flughafens von Donezk. Immer wieder geriet bei den Kämpfen auch die Zeche ins Kreuzfeuer. Im Jänner saßen dort fast 500 Bergarbeiter vorübergehend unter Tage fest, weil der Strom nach einem Granateinschlag in einem Umspannwerk ausgefallen war.

Der erbitterte Konflikt zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten beeinträchtigte am Mittwoch auch die Rettungsbemühungen. Ministerpräsident Arseni Jazenjuk erklärte, er habe die Entsendung von Rettungsteams zu der Grube angeordnet. Diese seien aber von den pro-russischen Rebellen nicht zugelassen worden.

Deren Vertreter Leschtschenko sagte: "Wir brauchen keine Hilfe." Präsident Petro Poroschenko forderte vergeblich den ungehinderten Zugang von ukrainischen "Bergungs- und Polizeikräften" zu der Mine. Den Angehörigen der mutmaßlichen Opfer sprach er sein Beileid aus.