In dem seit Samstag wegen eines Lecks abgeschalteten Block 1 des französischen Atomkraftwerks Fessenheim am Oberrhein werden die Reparaturen fortgesetzt. Die Arbeiten würden voraussichtlich im Laufe der Woche abgeschlossen, teilte ein Sprecher des Stromkonzerns EdF der Nachrichtenagentur AFP mit. Unmittelbar danach werde der nahe der Grenze zu Deutschland gelegene Reaktor wieder ans Netz gehen.

Das Leck wurde den Angaben zufolge in einem Maschinenraum von Block 1 des unmittelbar an der deutschen Grenze gelegenen Atomkraftwerks entdeckt. Laut EDF hatte der Vorfall "keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlage, der Umwelt oder der Beschäftigten". Der Block sei dennoch vorsorglich vom Netz genommen worden. Block 2 war bereits in der Nacht zuvor für mehrwöchige Routine-Wartungsarbeiten abgeschaltet worden, so dass Fessenheim seit Samstag keinen Strom produziert.

Das Leck befinde sich im Sekundärkreislauf, "also nicht im nuklearen Bereich des Reaktors", erläuterte Laurent Raynaud von der Gewerkschaft CGT. Er gehe davon aus, dass der Block am Freitag wieder "normal funktionieren" könne, sagte er dem Regionalsender France 3. Die CGT und andere Gewerkschaften wehren sich gegen eine mögliche Schließung des AKW Fessenheim, die Frankreichs Präsident Francois Hollande im Wahlkampf versprochen hatte.

Umweltschützer auf beiden Seiten den Rheins riefen für kommenden Samstag zu einer Kundgebung in Straßburg für die Schließung von Fessenheim auf. Die Stilllegung dieses AKW müsse der erste Schritt für einen Atomausstieg Frankreichs sein, heißt es in einer Mitteilung der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Nach den "vielen Defekten" müssten beide Reaktoren von Fessenheim für immer vom Netz genommen werden.

40 Jahre alte "Schrottreaktoren"

Die Bürgerinitiativen forderten den französischen Staatschef erneut auf, "sein Versprechen einzulösen". Die über 40 Jahre alten "erdbebengefährdeten Schrottreaktoren" seien eine Bedrohung für die Bevölkerung am Oberrhein. Hollande hatte im Wahlkampf 2012 versprochen, das Atomkraftwerk im Elsass 2016 zu schließen. Dieser Termin wurde von der Pariser Linksregierung aber bisher nicht bestätigt.

Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte ihre französische Kollegin Segolene Royal Mitte Jänner aufgefordert, sie über den "Zeitplan und die beabsichtigte Vorgehensweise" zur Stilllegung des AKW Fessenheim zu informieren. Die Bevölkerung im grenznahen Bereich sei über die Sicherheit dieser Anlage "sehr besorgt", heißt es in dem Schreiben, das vom französischen Netzwerk für den Atomausstieg "Sortir du Nucleaire" veröffentlicht wurde.

Die beiden Reaktoren in Fessenheim wurden 1977 und 1978 in Betrieb genommen und sind damit die ältesten in Frankreich. Umweltschützer und Politiker in Frankreich, Deutschland und der ebenfalls nahegelegenen Schweiz fordern seit langem die Stilllegung des als besonders pannenanfällig geltenden Atomkraftwerks.