Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat einen deutschen Urologen aus Wolfsburg wegen 323 vorsätzlich falsch gestellten Diagnosen angeklagt. Der Mediziner habe auf diese Weise elf Privatpatienten zum Abschluss zahlreicher teurer Behandlungen "verleitet" und ihnen diese anschließend in Rechnung gestellt, teilte die Behörde am Freitag mit.

Weil nach ihrer Auffassung aufgrund der Vorspiegelung falscher Fakten keine wirksame Behandlungseinwilligung vorlag, klagte die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten wegen gefährlicher Körperverletzung an. In einem Fall geht sie von Körperverletzung mit Todesfolge aus, da ein Patient nach einem Eingriff an Komplikationen verstarb. "Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist der Arzt für den Todesfall verantwortlich, denn ohne die falsche Diagnose hätte der Patient nicht in den Eingriff eingewilligt."

Darüber hinaus klagte die Staatsanwaltschaft den Mediziner auch wegen Betrugs an. Dem Schritt waren ihren Angaben nach aufwendige, mehr als drei Jahre dauernde Ermittlungsarbeiten vorausgegangen. Die Praxis des Beschuldigten war demnach bereits 2011 durchsucht worden. Für die Anklage mussten wegen der komplexen medizinischen Thematik aber zunächst 18 Sachverständigengutachten eingeholt werden.

Neben dem Urologen klagte die Staatsanwaltschaft im Fall des verstorbenen Patienten nach eigenen Angaben auch einen Narkosearzt an. Er war an der Behandlung beteiligt.