Wegen der Misshandlung eines indonesischen Dienstmädchens ist eine Frau in Hongkong zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Law Wan Tung habe "kein Mitleid" mit ihrem Opfer und anderen Angestellten gezeigt, sagte Richterin Amanda Woodcock am Freitag bei der Strafmaßverkündung in der chinesischen Sonderverwaltungszone.

Bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen

Zweieinhalb Wochen zuvor war die Arbeitgeberin bereits in 18 von 20 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden, darunter Körperverletzung und Einschüchterung. Die 24-jährige Indonesierin Erwiana Sulistyaningsih hatte ausgesagt, sie sei von ihrer Arbeitgeberin "gefoltert" worden, etwa durch Schlafentzug und Schläge. Sie habe monatelang von kärglichen Portionen Brot und Reis gelebt und nur vier Stunden täglich schlafen dürfen.

Ihre Arbeitgeberin Law, eine zweifache Mutter, habe sie bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen, hatte Sulistyaningsih ausgesagt. Richterin Woodcock stufte die Aussagen des Dienstmädchens als glaubwürdig ein.

Nach der Strafmaßverkündung sagte Sulistyaningsih am Freitag, sie sei damit "nicht zufrieden" und hätte sich eine längere Haft erhofft angesichts dessen, was ihr und anderen Angestellten angetan worden sei. Der verurteilten Law hatten maximal sieben Jahre Haft gedroht.

Gesetzesänderung gefordert

Richterin Woddcock sagte, Law sehe Dienstboten "als Menschen, die unter ihr stehen", an. Es sei "bedauerlich, dass dieses Verhalten nicht selten ist". "Traurigerweise beschäftigt es häufig die Strafgerichte", sagte Woodcock.

Die Richterin forderte zudem die Änderung eines Gesetzes, dass ausländischen Hausangestellten in Hongkong vorschreibt, bei ihren Arbeitgebern zu wohnen. Auch verlangte sie eine schärfere Kontrolle von Agenturen, die Dienstboten vermittelten.

Nachdem Sulistyaningsihs Fall bekannt geworden war, waren viele ausländische Arbeiter in Hongkong auf die Straße gegangen. Gleichzeitig wurden zunehmend schockierende Fälle anderer Hausangestellter aus Asien und dem Nahen Osten publik.

Beweis für "Sklaverei"

Sulistyaningsih sagte am Freitag, das Urteil in ihrem Fall beweise der Öffentlichkeit, dass es in Hongkong "Sklaverei" gebe. Sie hoffe, dass nun noch weitere Fälle vor Gericht kämen. Allein mit dem Urteil gegen ihre Arbeitgeberin sei anderen Opfern nicht geholfen.

Ausländische Helferinnen arbeiten seit dem wirtschaftlichen Aufschwung Hongkongs in den 70er-Jahren in der Stadt. Neben dem Haushalt kümmern sie sich um die Kinderbetreuung oder pflegen alte Menschen. Ihr Mindestlohn liegt derzeit bei umgerechnet rund 460 Euro im Monat