Ein Mann ist beim Schiffsunglück in der Adria ums Leben gekommen. Der Mann und seine Frau hätten versucht über eine Rutsche eine Schaluppe zu erreichen, seien jedoch aus noch ungeklärten Gründen ins Wasser gefallen. Die Frau konnte gerettet werden, der Mann starb, berichteten italienische Medien. Vorerst gab es keine Angaben über die Staatsangehörigkeit des Opfers. 

Auf der brennenden Autofähre vor der Küste Griechenlands hat die Evakuierung aus der Luft begonnen. Rettungshubschrauber holten Passagiere paarweise von der "Norman Atlantic", wie die Behörden am Sonntag mitteilten. Die Menschen werden demnach auf ein in der Nähe kreuzendes Schiff geflogen. Der griechischen Regierung zufolge dauert jeder Hubschraubertransfer rund 15 Minuten. Noch immer sitzen Hunderte auf der Unglücksfähre fest.

Sturmböen von bis zu 100 km/h und hohe Wellen behinderten die Rettung der 478 Menschen an Bord, die um ihr Leben bangten. Auf dem Schiff der griechischen Linie ANEK befanden sich auch fünf Österreicher, vier Männer und eine Frau. 150 Insassen schafften es vorerst in ein Rettungsboot. Zu möglichen Opfern gab es bisher keine Angaben. Der Brand ist nach Angaben italienischer Medien mittlerweile gelöscht. Der Kapitän der Fähre soll dies bestätigt haben.

Laut dem griechischen Marineminister Militadis Varvisiotis konnten bei bis zu sechs Meter hohen Wellen nur 56 Personen aus dem Rettungsboot an Bord eines zur Hilfe geeilten Tankers gehievt werden. Zwei Passagiere rutschten auf einer Rettungsrampe aus und drohten von den meterhohen Wellen fortgerissen zu werden, wie das griechische Schifffahrtsministerium mitteilte. Ein Militärhubschrauber versuchte, sie zu bergen. Hohe Windgeschwindigkeiten sowie Starkregen und Hagel setzten den Passagieren und ihren Rettern zu, sodass auch die Hubschrauber nicht viele Menschen aufnehmen konnten.

Marineminister Varvitsiotis zufolge versuchten gegen Mittag sieben Handelsschiffe einen Windschutz um die "Norman Atlanic" zu bilden. Anschließend sollte versucht werden, ein Tau an der 186 Meter langen Fähre zu befestigen und sie Richtung Küste zu schleppen.

Schiff treibt auf Küste zu

Nach Angaben des italienischen Marinesprechers Riccardo Rizotto waren vier Hubschrauber am Unglücksort im Einsatz. Das manövrierunfähige Schiff treibe in Richtung der albanischen Küste. "Die Wetterbedingungen sind so schlecht, dass wir außergewöhnlich viele Rettungskräfte brauchen", sagte er.

"Uns liegt die Passagierliste vor", sagte der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Martin Weiss, zur APA. "Darauf befinden sich fünf Österreicherinnen und Österreicher." Das Ministerium sei in Kontakt mit der betroffenen Reederei sowie den griechischen und italienischen Behörden. Direkten Kontakt zu Personen an Bord habe es bis zum frühen Nachmittag nicht gegeben, berichtete Weiss. Im Ministerium gingen einige Anfragen von besorgten Angehörigen ein.

Ein österreichischer Passagier hatte sich bei seinem Bruder in Tirol gemeldet. Die Leitstelle Tirol half daraufhin laut ORF-Bericht dabei, die Rettungskette in der Adria in Gang zusetzen. Außerdem befand sich ein Salzburger an Bord, der für die Griechenlandhilfe zu Weihnachten zu einem Hilfstransport in griechische Spitäler aufgebrochen war. "Er hat mir ein SMS geschickt, dass das Schiff brennt", sagte Andreas Kleespies von der Griechenlandhilfe Schweiz zur APA. "Wir machen uns große Sorgen um ihn. Es gibt keine klaren Informationen." Seit 10.00 Uhr könne er ihn nicht mehr erreichen, sagte Kleespies.

Passagiere schilderten griechischen Medien per Telefon dramatische Szenen. "Wir sind auf der Brücke, wir sind nass und frieren und husten wegen des Rauchs", sagte ein Mann dem TV-Sender Mega. "Hier sind Frauen, Kinder und alte Menschen." Ein anderer Reisender berichtete nach seiner Rettung: "Unsere Schuhsohlen begannen zu schmelzen." "Sie brauchen zu lange, um den Leuten zu helfen", schimpfte der Speditionsunternehmer Giannis Mylonas, der mehrere Lkw auf dem Schiff hatte. "Hoffen wir, dass die Fähre die Hitze des Feuers aushält."

S.O.S um drei Uhr morgens

Die von der griechischen Reederei Anek gecharterte "Norman Atlantic" der italienischen Firma Visemar war am Samstag im griechischen Patras in Richtung der italienischen Hafenstadt Ancona aufgebrochen. An Bord der fast ausgebuchten Fähre waren 422 Passagiere und 56 Crewmitglieder. Nachdem sie nach einem Zwischenstopp die Insel Korfu passiert hatte, funkte die Besatzung am Sonntag gegen 3.00 Uhr "S.O.S". Auf einem der Autodecks war ein Brand ausgebrochen.

Papst Franziskus betete beim Angelus-Gebet am Sonntag für die Passagiere an Bord der griechischen Fähre. Er bete auch für die Passagiere des vermissten Flugzeugs der malaysischen Airline AirAsia, sowie für die Besatzung der beiden vor der Küste der Adria-Stadt Ravenna kollidierten Tankschiffe. Der Papst betonte, er sei den Angehörigen der Passagiere nahe, die schwierige Stunden erleben, sowie den Rettungseinheiten, die im Einsatz seien.