Der Vater von Michael Brown fehlten nach dem Fernsehinterview von Darren Wilson die Worte. Darin äußerte sich der weiße Polizist über die von ihm abgegebenen tödlichen Schüsse auf ihren Sohn.  Das würde "alles nur noch schlimmer machen" und sei "so respektlos", sagte Browns Mutter Lesley McSpadden am Mittwoch der "Today Show" im Sender NBC.

"Unser Sohn hat keine gewalttätige Vorgeschichte"

Die Darstellung des Polizisten sei unglaubwürdig. "Ich glaube kein Wort davon", sagte McSpadden in einem weiteren Interview mit dem Sender CBS. "Unser Sohn hat keine gewalttätige Vorgeschichte."

Wilson hatte dem Sender ABC zu den tödlichen Schüssen gesagt, dass er ein "reines Gewissen" habe. Er habe seinen Job "richtig gemacht" und würde wieder so handeln. Der Polizist beschrieb Brown als "kräftigen" Typen, der ihn attackiert und nach seiner Dienstwaffe gegriffen habe. In seiner Aussage vor der Grand Jury verglich Wilson den Jugendlichen mit einem wütenden "Dämonen", der trotz der Schüsse auf ihn zugerannt sei.

Gegen den Polizisten laufen noch Ermittlungen durch die Bundesbehörden wegen möglicher Bürgerrechtsverletzungen. Derzeit hält er sich an einem geheimen Ort auf, vom Dienst ist der 28-Jährige freigestellt. Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, wollte sich am Dienstag nicht zu Wilsons beruflicher Zukunft äußern.

Nach der ausgebliebenen Anklage des Todesschützen von Michael Brown ist es in mehreren US-Städten zu Protesten gekommen. In New York gingen in der Nacht auf Mittwoch Hunderte auf die Straße. "Schickt den rassistischen Polizisten ins Gefängnis", riefen die Menschen. Auch in Los Angeles gab es Proteste, nach Angaben lokaler TV-Sender wurden drei Menschen festgenommen.

Proteste im ganzen Land

Die Demonstrationen verliefen zunächst aber überwiegend friedlich. In der Kleinstadt Ferguson, wo der unbewaffnete schwarze Teenager vor drei Monaten von dem weißen Polizisten Darren Wilson niedergeschossen worden war, versammelten sich erneut zwischen 200 und 300 Menschen vor der Polizeistation. Als die Polizei die Menge aufforderte, die Straße zu räumen, kam es nach Angaben eines Reporters zu mindestens zwei Festnahmen. Auch in Atlanta, Boston, Denver und Dallas gab es Proteste, wie der TV-Sender CNN berichtete.

In Ferguson waren in der Nacht auf Dienstag schwere Unruhen ausgebrochen. Es gab Plünderungen, Häuser wurden in Brand gesetzt. Auslöser war die Entscheidung einer Geschworenenjury, dass Wilson nicht angeklagt wird.

Um erneute Unruhen in Ferguson zu verhindern, wurde die Nationalgarde in der Kleinstadt massiv verstärkt worden. Es würden 2.200 Soldaten in der Kleinstadt und Umgebung stationiert, sagte der Gouverneur des Bundesstaates Missouri, Jay Nixon. Am Vortag waren es lediglich 700. "Die Gewalt, die wir gesehen haben, darf sich nicht wiederholen".

Obama verurteilt Gewalt

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Ausschreitungen und Plünderungen - dafür gebe es keine Entschuldigung. Wer Autos in Brand steckt und Geschäfte plündert, müsse bestraft werden. "Ich habe keinerlei Sympathie für diejenigen, die ihre eigene Gemeinde zerstören", sagte Obama in Chicago. Er verwies aber auch auf Polizeigewalt und juristische Ungerechtigkeit gegenüber Minderheiten in den USA. "Dieses Problem ist nicht ein Ferguson-Problem, das ist ein amerikanisches Problem." Zur Entscheidung der Geschworenenjury äußerte er sich nicht.

Ermittlungen auf Bundesebene

Allerdings machte Justizminister Eric Holder klar, dass das juristische Nachspiel noch nicht beendet sei. Zwei laufende Ermittlungen auf Bundesebene gingen weiter. Bei den Verfahren geht es um den Tod des 18-jährigen Brown Anfang August sowie um die Reaktion der Polizei bei darauf folgenden Unruhen.