Wäre der Toyota Prius ein Mensch, würde er mit Hornbrille und Birkenstocksandalen herumlaufen, Software programmieren und sich frutarisch ernähren. Der Prius war immer so etwas wie der Nerd der Autowelt – mit der Betonung auf war. Nach drei Generationen und 3,5 Millionen verkauften Stück ist jetzt so ziemlich alles anders.

Seit 18 Jahren heult uns der Prius mit seinem stufenlosen CVT-Getriebe etwas vor – zwar ist es noch immer da, aber nahezu verstummt. Zumindest weitgehend, man muss ihn schon recht gängeln, um ihm die Katzenmusik zu entlocken. Das stellt eine völlig neue Qualität beim Priusfahren dar und schraubt bei Autobahntempo den Geräuschpegel auf ein angenehmes Maß herunter. Wen die Heulsusencharakteristik bisher genervt hat, kann das Thema abhaken.

Die Prius bringt es auf einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,24
Die Prius bringt es auf einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,24 © TOYOTA

Aber nicht nur die Akustik hat sich gewandelt: Der Vollhybrid steht auf einer neuen Plattform, was für tieferen Schwerpunkt bürgt. Die neue Doppelquerlenker-Hinterachse bringt besseren Komfort an Bord. Das und die neue Lenkung sorgen für – ja, das Wort ist wirklich angebracht – Fahrspaß.

Speziell im Power-Modus, aber auch in den anderen beiden Fahrmodi hat man nie das Gefühl zu verhungern. Den Übergang zwischen mechanischen Bremsen und Engergierückgewinnung ertasten jetzt nur mehr ganz feinfühlige Sohlen. 

Fahrspaß. Darum ist es beim Prius bisher wirklich nicht gegangen, sondern ums Spritsparen. Und das kann der Toyota trotzdem besser als bisher: Der 1,8-Liter-Benziner arbeitet mit dem Bilderbuch-Wirkungsgrad von rekordverdächtigen 40 Prozent. Gemeinsam mit dem E-Motor wirft er 122 PS und einen Normverbrauch von 3 Litern in die Waagschale.

Und Verbräuche mit einer Vier vor dem Komma sind tatsächlich keine Hexerei. Und dafür muss man nicht einmal im Stadtverkehr unterwegs sein oder gar in einen Stau geraten, wo der Prius seine Stärken ja am besten ausspielen kann.

Das Kofferraumvolumen ist auf 501 Liter gewachsen
Das Kofferraumvolumen ist auf 501 Liter gewachsen © TOYOTA

Zusammenfassend kann man sagen: Das Auto ist nicht wiederzuerkennen. Und das bezieht sich nicht nur aufs Design, das immer schon Geschmackssache war, und bleibt. Aber das ist beim Prius immer so gewesen, weil es zum Spritsparen einfach dazu gehört. Er streckt sich um sechs Zentimeter länger als der Vorgänger und bringt es auf einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,24.

Die Insassen haben jetzt mehr Platz, wenn auch die Kopffreiheit in der zweiten Reihe nicht überragend ist. Das Kofferraumvolumen wuchs auf 501 bis maximal 1633 Liter, weil die Hybridbatterie Dank höherer Leistungsdichte kleiner ausfällt und unter die Rücksitzbank passt.

Das Cockpit ist um Klassen cooler als bisher
Das Cockpit ist um Klassen cooler als bisher © TOYOTA


Endlich passt auch das Interieur zum spacigen Äußeren, die hohe Mittelkonsole ist passé, die eigentümliche Sitzposition ebenso. Stattdessen sitzt man jetzt tiefer, der zentrale 7-Zoll-Touchscreenmonitor glänzt mit dem Finish des Armaturenbretts um die Wette und es gibt eine Möglichkeit, Handys induktiv zu laden.

Auch das traditionelle Mäusekino in der Anzeigenleiste auf dem Armaturenbrett haben die Japaner aufgemöbelt, im Sichtfeld des Fahrers informiert jetzt ein Head-up-Display. Eine Hightech-Infusion bekommt der Hybrid auch in Sachen Assistenzsysteme, unter dem Sammelbegriff „Toyota Safety Sense“ ist die Rundumüberwachung durch diverse Schutzengel zusammengefasst.

Und wie geht es mit dem Rest der Prius-Familie weiter: Der erst kürzlich geliftete, siebensitzige Prius+ bleibt im Programm, der Plug-in-Hybrid wird im November ein Thema werden.