Detroit ist die Autohauptstadt der vereinigten Staaten von Amerika? Von wegen! In der Motor City sitzen zwar die alteingesessenen heimischen Produzenten Chrysler, Ford und GM. Deutsche und schwedische Hersteller haben sich lieber in den südlichen Bundesstaaten angesiedelt, die Japaner rund um den Missisippi, ja und nach Texas zog es die nordirischen Hersteller.

Wie bitte? Nordirisch? Ja, da gibt es einen, oder sagen wir: gab. Aber das, was von ihm übrig geblieben ist, soll nächstes Jahr nach jahrzehntelanger Abstinenz wieder voll durchstarten. Die Rede ist natürlich von der Marke DeLorean und dem einzigen jemals gebauten Modell der Firma, dem DMC-12.

Möglich macht dies der gebürtige Brite Stephen Wynne. Zwar hat Gründer und Namensgeber John DeLorean sein Werk im nordirischen Dunmurry nach 8583 produzierten Exemplaren 1982 zusperren müssen. Die übrig gebliebenen Teile, Fahrgestelle und Motoren kaufte der texanische Geschäftsmann Wynne, den man wohl als wirklich großen Fan bezeichnen kann. Vor einigen Jahren machte er sind in Humble, einem kleinen Ort in der Nähe von Houston mit der DeLorean Motor Company selbstständig – ganz ohne Milliarden aus dem Steuertopf, um eine konjunkturschwache Region zu beleben, wie es John DeLorean in Nordirland getan hatte.

Alles, wirklich alles, was in den Hallen vorrätig war, verschiffte Wynne in die USA und schaffte sich mit dem Verkauf alter Neuteile an Freaks und Fans der unlackierten Flunder eine Nische. Was nicht mehr vorrätig ist, wird nachproduziert, doch die fünf Filialen, von Kalifornien bis Washington, bieten noch weit mehr an: Passende Koffersets finden sich ebenso im Sortiment wie Umrüstsätze für Scheinwerfer, Motor und Fahrwerk. Wer will und es sich leisten möchte, der kann seinen alten Flügeltürer in der Edelstahlschmiede neu auf- und umbauen lassen oder sich gleich ein komplettes, frisch hergerichtetes Exemplar gönnen. Oder aber, sich ab nächstem Jahr einen komplett neuen DeLorean kaufen. Ein Vorhaben, das Stephen Wynne schon länger plant.

Beim letzten Versuch 2013 hatte er die Idee, die Neuauflage als Elektroauto auf den Markt zu bringen. Die Tests liefen aber nicht zufriedenstellend, sodass das Projekt nicht über den Prototypenstatus hinaus kam. Doch jetzt spielt der kleinen Firma eine Gesetzesänderung wunderbar in die Hände. Der so genannte „Low Volume Motor Vehicle Manufacturers Act“ regelt seit Dezember 2015 die Auflagen eines Herstellers danach, ob er ein Massen- oder Kleinserienhersteller ist. Crashtests und andere kostspielige Zulassungsprozeduren kann sich aber nur der ersparen, der die strengen Regularien genau einhält: So darf lediglich eine limitierte Anzahl eines Fahrzeugs vertrieben werden, das eine exakte Replika eines mindestens 25 Jahre alten Modells sein muss.

Klingt einfach, war es im Falle der DeLorean Motor Company aber nicht, denn zum alten Modell gehören laut Gesetzgebung der NHTSA (National Highway Traffic Safty Administration) auch die Namensrechte, und um die stritt sich Wynne mit der Witwe John DeLoreans über Jahre. Für eine nicht bekannte Summe konnte er sich die Rechte an der Marke aber sichern, womit nur mehr eine Hürde bleibt: der Clean Air Act. Aktuelle Abgasnormen müssen die Kleinserienautos ohne wenn und aber erfüllen, womit der Einsatz des ursprünglich verwendeten V6-Motors, ins Wasser fällt.

Amerika wäre aber nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wenn sich da nicht noch etwas machen lassen würde. Und so ist es erlaubt, geprüfte und von der NHTSA freigegebene Motoren und Getriebe eines Massenherstellers zu verbauen, um die Auflagen zu erfüllen – und genau an dieser Herausforderung arbeiten Stephen Wynne und sein Team gerade. Welcher Hersteller den Antrieb zur Verfügung stellen wird (historisch wären Renault, die PSA-Gruppe oder Volvo die richtigen Ansprechpartner, nur produzieren alle nur mehr Vierzylinder), ist derzeit noch in der Ausarbeitung. Genau so wie die Liste der Teile, die für eine gelungene Implantation neu gefertigt werden müssen. 

Was dafür schon edelstahlklar ist: Design, Stückzahlen und Preise. 300 Exemplare möchte die DeLorean Motor Company von der Neuauflage des DMC-12 auf die Räder stellen, die für jeweils 100.000 Dollar an den liquiden Fan gebracht werden sollen. Ja und die Optik, die entspricht natürlich eins zu eins dem Original von 1981. Sorgen darüber, ob nun nicht nur in den Südstaaten und am Missisippi, sondern auch in Texas ernsthafte Konkurrenz entsteht, muss man sich in der Motor City also auch dieses mal eher nicht machen.