Es muss gewesen sein, als ob sich die Hölle auftut. 28,4 Liter Hubraum, verteilt auf vier Zylinder, die – jeder einzelne so groß wie ein Kübel –, ihre Abgase über oberschenkeldicke Auspuffrohre feuerspuckend ausatmeten.

Das Herz von Fiats Wunderwaffe im Kampf um den Geschwindigkeitsrekord, der 1911 gegen den Blitzen-Benz von Mercedes ausgefochten wurde, pumpte 290 PS über eine massive Antriebskette an die Hinterachse, die den Rennwagen S 76 bis zu 225 km/h schnell machten.

Außenliegende Antriebskette, oberschenkeldicke Auspuffrohre: der Rennsaurier S 76
Außenliegende Antriebskette, oberschenkeldicke Auspuffrohre: der Rennsaurier S 76 © FIAT

Wie der Franzose Arthur Duray das 1650 Kilo schwere Monster, das praktisch nur aus Motor, Rädern und einem Sitz bestand, bändigen konnte, ist leider nicht überliefert. Aber dass der später „Fiat 300 PS Rekord“ genannte Hochbau-Bolide gegen den um läppische 3,1 km/h schnelleren Stern aus Stuttgart keine Chance hatte.

Nach der Niederlage traten die beiden Exemplare unehrenhaft ab. Erst vor Kurzem tauchte ein Chassis in Australien auf, das der Brite Duncan Pittaway mit dem letzten überlebenden Triebwerk kombinierte – und das „Biest aus Turin“ wieder brüllen ließ. Auf dass sich die Hölle nach über hundert Jahren erneut auftue.