Der Mann hatte ursprünglich etwas anderes vor. ,,Ich wollte eigentlich nur ein verbessertes Antiblockiersystem entwickeln", erzählt der heute 74-jährige Anton Theodoor van Zanten, der als Erfinder des elektronischen Stabilitätsprogramms ESP gilt. Als junger Ingenieur hatte der Niederländer Anfang der 1980er-Jahre bei Bosch in Stuttgart erste Tests durchgeführt, doch die Entwicklung und Programmierung der Software erwies sich als kostspielig, komplex und dauerte Jahre.

So reagiert ESP bei Übersteuern
So reagiert ESP bei Übersteuern © MERCEDES

1989 war der ESP-Prototyp fertig. Als erster Hersteller interessierte sich Ford dafür, doch den Amerikanern war das System zu teuer. Daimler dagegen biss an, mit der Bedingung, dass die Technik bis 1995 serienreif sein müsse. Bosch schaffte die Frist und Mercedes durfte sich rühmen, im neuen S-Klasse-Coupé den Schleuderschutz als Weltpremiere zu präsentieren.

Umfaller der Geschichte

Allerdings: Dass diese Erfindung neben dem Gurt heute als die wohl wichtigste Sicherheitstechnik im Auto gilt, ist einem Unfall zu verdanken. Besser gesagt, einem Umfaller, der Geschichte schrieb - und Folgen nach sich zog: Als die neue Mercedes-A-Klasse am 21. Oktober 1997 bei dem berühmten Elchtest nahe Stockholm von einem schwedischen Journalisten aufs Dach gelegt wurde, schlug die Stunde von ESP als Großserienbauteil. Mercedes hatte wegen des Einbaus von ABS die Auslieferung des Kompaktwagens für drei Monate lang stoppen müssen.

So reagiert ESP bei Untersteuern
So reagiert ESP bei Untersteuern © MERCEDES

Aus dem Extra wurde zunehmend eine Basisausstattung, kein Hersteller von Rang wollte mehr ohne Anti-Schleuder-Technik auskommen. Bis heute hat Bosch weltweit mehr als 100 Millionen ESP-Systeme ausgeliefert, seit November 2014 müssen alle in der EU neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge serienmäßig ESP an Bord haben. Weltweit rettet das System jährlich Tausenden Autofahrern das Leben.