Es ist noch gar nicht so lange her, da war Mercedes ordentlich neben der Spur und der Boss in Stuttgart ein Wackelkandidat. Im Rennen um die Führung im Premium-Segment hatte der Erfinder des Automobils gegen seine Mitbewerber aus München und Ingolstadt dramatisch an Boden verloren, zwischendurch stotterte beim ehemals unantastbaren Flaggschiff auch wirtschaftlich der Motor: Angezählt von einer Gewinnwarnung, schien sich die Ära von Dieter Zetsche dem Ende zuzuneigen.

Das Imperium schlägt zurück

Das war vor nicht ganz drei Jahren. Heute wird der Mann mit dem markanten Walrossbart, der 2006 bei seinem Antritt als Daimler-Chef einen Scherbenhaufen vorgefunden hatte, schon vorzeitig als Comeback-Manager des Jahres gefeiert. Die Bilanz 2014 war für den 61-jährigen Hessen ein einziger Triumph: Nie zuvor hat Daimler mehr Fahrzeuge verkauft (inklusive Lkw 2,5 Millionen), mehr Umsatz erwirtschaftet (130 Milliarden Euro) und mehr Geld verdient (10 Milliarden).

Für Jubel in Stuttgart sorgt vor allem der Aufschwung der Leitmarke: Von den drei rivalisierenden deutschen Premium-Marken legte Mercedes im Vorjahr mit einem Plus von 13 Prozent am stärksten zu und macht sich im Rückspiegel von BMW und Audi breit.

Schaffe, schaffe: Daimler-Boss Dieter Zetsche bringt die Schwaben auf vordermann
Schaffe, schaffe: Daimler-Boss Dieter Zetsche bringt die Schwaben auf vordermann © APA

Dass die Daimler-Aufseher postwendend den Vertrag des Konzernlenkers bis 2019 verlängerten, ist mehr als ein Vertrauensbeweis. Zetsche, der hartnäckig Schritt für Schritt die Baustellen schloss, hat Mercedes begehrenswert und richtig cool gemacht, er hat die Marke entstaubt, verjüngt und den Stern wieder zum Strahlen gebracht.

Zugleich ordnete Zetsche die größte Produktoffensive in der Geschichte von Mercedes an. Und dabei trifft man ganz offensichtlich den Geschmack des Publikums, das die neue, ,,lautere" Designsprache goutiert. Das Geschäft brummt global, das erste Quartal 2015 war überhaupt das Beste aller Zeiten.

Bis 2020 wieder an der Spitze

Selbst China, wo Daimler eine offene Flanke hatte, funktioniert und wird als größter Einzelmarkt für Mercedes zum Wachstumstreiber: Im März schrieb man ein Plus von 20 Prozent. Klar, dass jetzt Mercedes wieder nach den Sternen greift und sich vom schmachvollen dritten Platz auf die Überholspur begibt. Bis 2020 soll der Thron in der Champions League zurückerobert werden.

Zu tun gibt es im Schwabenland aber noch genug: Man muss Smart auf Drehzahlen bringen und die Elektrifizierung vorantreiben, um die hochgesteckten CO2-Ziele zu erfüllen. Und es gilt, Silicon Valley die Stirn zu bieten. Die Technologie-Führerschaft ist Mercedes heilig. Gemäß dem Motto: Das Beste oder nichts.