Technisch möglich - rechtlich unklar: Daimler rechnet mit einem weiten Weg, um einen ethischen und gesetzlichen Rahmen für komplett automatisierte Autos zu schaffen. "Wir werden in drei bis fünf Jahren kein Regelwerk haben, das autonomes Fahren in Gänze erlaubt", sagte die für Recht und Integrität zuständige Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt am Dienstag in Berlin.

Denn obwohl Daimler mit den neuen Technologien vor allem Unfälle aufgrund von menschlichem Versagen verhindern will, muss die Software in einem Fahrzeug ständig Entscheidungen treffen - im Extremfall womöglich sogar solche über Leben und Tod.

Christine Hohmann-Dennhardt, Daimler-Vorstand für Recht und Integrität
Christine Hohmann-Dennhardt, Daimler-Vorstand für Recht und Integrität © (c) Daimler AG

Während ein Fahrer in Gefahrensituationen spontan entscheidet, werden die Grundlagen für eine Auto-Entscheidung schon lange vorher durch die Programmierer gelegt. Und die müssten Klarheit darüber haben, nach welchen Maßstäben die Software in einem theoretischen Fall vorgehen soll, so Hohmann-Dennhardt.

Ein mögliches Konzept ist die Schadensminderung - also ein Vorgehen, nach dem sich das Fahrzeug für den geringsten insgesamt auftretenden Schaden entscheidet. Doch schon solche vermeintlich logischen Grundlagen werfen sofort tiefgreifende ethische Fragen auf. Zum Beispiel, ob und wie ein Programm abwägen kann, welche Verkehrsteilnehmer stärker zu schützen sind. Da gebe es Fälle, "an denen man lange diskutieren sollte", sagte die frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht.