Derzeit kochen Europa, die USA und Japan in Sachen Verbrauchsmessung ja ihre eigenen Süppchen. Und dass zumindest der in unseren Breiten gültige Standard NEFZ nicht viel mehr als Kaffeesudlesen ist, weiß jeder beim ersten Blick auf den Bordcomputer.

Für bessere Vergleichbarkeit und vor allem mehr Praxisnähe soll der WLTP-Zyklus (Worldwide harmonized Light Vehicle Test Procedures) bürgen, der ab 2017 in der EU schrittweise den NEFZ als Standard für die Zulassung neuer Modelle ablöst. Die Autobauer sind alarmiert, haben sie doch ganze Motorengenerationen auf den bisherigen Zyklus hingetrimmt. Und der von der EU verordnete Flottenausstoß von 95 g CO2/km bis 2020 bereitet ihnen indes Kopfzerbrechen genug.

Das sind die neuen Parameter, nach denen gemessen werden soll:

Drei Klassen. Für die Tests werden die Kandidaten nach ihrem Leistungsgewicht in drei Klassen eingeteilt, wobei in unseren Breiten übliche Autos fast ausschließlich in die dritte (35 W/kg) fallen. Die wiederum ist geteilt in Kfz mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr oder weniger als 120 km/h.

Fahrprofil. Für die Entwicklung des WLTP wurde eine Vielzahl echter Fahrdaten aus dem Alltagsbetrieb auf der Straße verwendet. War beim NEFZ bei Tempo 120 Schluss, wird für den WLTP in vier Phasen gemessen: bis 60, bis 80, bis 100 und über 130 km/h. Der Schnitt liegt mit knapp 47 km/h um ein Drittel höher als bisher. Zudem ist der neue Zyklus mehr als doppelt so lang: 23 statt 11 km.

Kritik. In der Einbeziehung der Schaltpunkte in die Messung, die für jedes einzelne Modell errechnet werden müssen, orten Experten eine Fehlerquelle.

Kandidaten. Neben der EU wollen Australien, China, Indien, Japan, Norwegen, Südkorea, Russland, Südafrika, die Türkei und Moldawien den WLTP einführen.

Vergleich. Experten gehen davon aus, dass die Verbräuche nach dem WLTP rund ein Viertel höher liegen werden. Erste Vergleiche der Zyklen beim deutschen TÜV zeigen aber, dass das nicht automatisch der Fall ist - sogar Verbräuche unter den Werten des NEFZ wurden gemessen. Allerdings schneiden Diesel wie Benziner bei vielen Schadstoffen schlechter ab.