Er ist der größte Mini aller Zeiten. Mit dem Countryman wagte sich die vor zehn Jahren von BMW wiederbelebte Kult-Marke in eine neue Dimension vor. Streng nach dem großen Viermalvier: die vierte Modellbaureihe, der erste Mini mit über vier Metern Länge, vier Türen, vier Sitzen (Fondsitzbank optional) und 4x4-Antrieb. Eine mutige Entscheidung.

Einige waren skeptisch, andere stellten das Minisein in dieser Größe infrage, wie ihn die Kunden annehmen würden, konnte niemand sagen. Sogar die sonst so selbstbewussten Mini-Manager wollten das Wort Stückzahl nicht einmal in den Mund nehmen. Inzwischen weiß man, dass die Kunden auf den Countryman abfahren. Ein wahrer Glücksfall für Magna Steyr, der die Erfolgsgeschichte des BMW X3 fortschreiben könnte. Für Hannes Mikosch, Leiter der Business-Unit High Volume, ist der großgeratene Mini schon ein alter Bekannter. Seit 2007 ist das Modell in Graz ein Thema, seit August vergangenen Jahres läuft der Mini vom Band. Er beerbt den BMW X3 nicht nur als bayrischen Brötchengeber, sondern ist auch in dieselbe Werkshalle eingezogen.

Vielfarbig

Dort geht es jetzt allerdings wesentlich bunter zu als zu Zeiten des vergleichsweise nüchternen SUV. Die elf Außenfarben, die mit zwei Kontrastdachfarben kombiniert werden können, sorgen für fröhliche Artenvielfalt auf der Fertigungsstraße. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens noch: Als die letzten X3 vom Band liefen, drängelten sich bereits die ersten Countryman auf die flexible Fertigungsstraße. "Es war ein fliegender Wechsel zwischen den Modellen. Darauf sind wir stolz", erzählt Mikosch, während er durch die Werks-hallen führt.

Im Zweischichtbetrieb wechselt sich dieselbe Mannschaft ab, die schon am Vorgänger werkte. Die rund 280 Teile für die Rohkarosse aus dem Presswerk in Albersdorf werden zu mehr als 90 Prozent von Robotern zusammengeschweißt, bewegen sich wie von Geisterhand durch die Halle, bevor sie in der Lackieranlage Farbe bekennen. Derzeit scheinen Schokobraun und Weiß in der Gunst der Countryman-Kunden ganz oben zu stehen, rund die Hälfte ordert Allrad. "Tendenz steigend", sagt Mikosch. Frisch lackiert legt der Countryman seine Türen wieder ab (die ihn aufgefädelt wie auf einer Perlenkette durch die Fertigungsanlage verfolgen) und die Montage-Mannschaft Hand an. 30 Stunden dauert es, bis ein Countryman am Ende der Fertigungsstraße zum Leben erwacht. 350 bis 370 Stück pro Tag verlassen das Werk und werden an ihre Bestimmungsorte rund um den Globus ausgeliefert.

In seinem Mutterland England ist der Countryman bis März ausverkauft, in seiner Heimatstadt Graz wurden vergangenes Jahr zwölf Stück zum Verkehr zugelassen. Ausschließlich Spitzen-Modelle: sieben Cooper-S-Benziner und fünf Top-Diesel Cooper D. Alle mit Allrad, übrigens.