Die Steiermark verjüngt ihren Fuhrpark und die Händler haben weniger Gebrauchtwagen der gefragten Segmente auf dem Platz, als sie verkaufen könnten. Eine tolle Bilanz, aber die Umweltzone sorgt für Unsicherheit. Die Experten standen beim Branchenfrühstück der Kleinen Zeitung Rede und Antwort.

Der Neuwagenmarkt hat in diesem Jahr bisher Zuwächse zu verzeichnen. Wie sieht es bei den Gebrauchten aus?

Klaus Edelsbrunner: Auch die Zahlen auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind sehr gut – das geht meist Hand in Hand. Wir haben den Schwung der Verschrottungsprämie in dieses Jahr mitgenommen.

Andreas Oberbichler: Wir spüren einen starken Trend zu Jung-Gebrauchten, die bis zu drei Jahre alt sind.

Hannes Paveza: Wegen der relativ günstigen kleinen Neuwagen merken wir aber, dass in diesem Segment junge Gebrauchte wenig gefragt sind. Bei dem geringen Preisunterschied greifen die Kunden zum Neuwagen. In den Klassen darüber läuft es sehr gut – unsere Lager sind leer.

Was schlägt auf dem Gebrauchtwagenmarkt derzeit keine Wurzeln?

Thomas Lang: Ein Auto, das wenige Jahre alt ist, wenige Kilometer und ein Serviceheft hat, sparsam, gepflegt, gut ausgestattet ist – das ist sofort verkauft.

Andreas Oberbichler: Die Konsumenten sind sehr sensibel geworden, deshalb sind Ökonomie und kleinvolumige Motoren gefragt. Der Trend geht zum Downsizing und sparsamen Motoren, PS-starke Fahrzeuge sind schwer an den Mann zu bringen.

Martin Kutschka: Wir haben sogar Probleme, genügend Gebrauchtwagen mit diesen Eigenschaften zuzukaufen, um die Nachfrage befriedigen zu können. Sonst könnten wir doppelt so viele Fahrzeuge verkaufen, als wir es jetzt tun.

Welche Vorteile haben Kunden beim Gebrauchtwagenverkauf? Und welche bietet der Kauf beim Händler?

Oberbichler: Der Kunde sucht im Gerbrauchtwagenbereich einen zuverlässigen Partner – also den Händler, der Gewährleistung, Service oder Garantie bietet. Und der Handel greift das Thema immer professioneller an: Triste Gebrauchtwagenplätze kann sich heute niemand mehr leisten.

Edelsbrunner: Das Vertrauen zum Händler ist auch wichtig, weil die Technik der Autos immer komplexer wird. Beim Kauf von privat hat der Kunde das nicht.

Paveza: Auch Beratung, Finanzierung und Versicherung kann nur der Fachhandel anbieten. Paul schweighofer: Und nichts kann ein Beratungsgespräch ersetzen. Das wird auch beim Gebrauchtwagenkauf immer mehr eingefordert. Man darf da zwischen Neu- und Gebrauchtwagenkunde keinen Unterschied machen.

Spielt das Internet beim Gebrauchtwagenkauf eine große Rolle?

Lang: Definitiv. Die Kunden vergleichen im Netz und sind mobiler geworden. Wenn das gesuchte Auto zu einem guten Preis in Salzburg steht, kauft man es eben dort.

Edelsbrunner: Besonders für den Verkauf exotischer Fahrzeuge ist das Internet geeignet. Die verkaufen wir oft in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland. Aber den Händler in der Nähe ersetzt es nicht.

Welche Auswirkungen könnten die geplanten Umweltzonen in Graz auf den Gebrauchtwagenmarkt haben?

Oberbichler: Die positive Situation auf dem Markt kann sich sofort ändern, sollten Fahrverbote kommen. Das trifft uns beim Gebrauchtwagenkauf am schnellsten. Dann haben wir Ware am Hof, die man nicht mehr verkaufen kann.

Kutschka: Auf jeden Fall – vor allem in Graz. Die Kunden wollen natürlich genau wissen, wie lange sie mit dem Auto fahren dürfen. Man bekommt die Rute ins Fenster gestellt, aber niemand weiß Genaues.

Schweighofer: Die Frage nach den Euro-Normen ist mittlerweile eine der ersten Fragen, die dem Verkäufer gestellt werden. Die Umweltzone kostet die Konsumenten und die Händler jetzt schon Geld.

Edelsbrunner: Sollten die Umweltzonen kommen, ist die Politik gefordert, Anreize für den Kauf eines jüngeren Autos zu schaffen, das die Abgasnormen erfüllt. Ähnlich wie bei der Verschrottungsprämie. Nicht jeder kann sich das leisten.