Renault ist zuletzt ein bissl von meinem Radar verschwunden. Für mich waren die Franzosen ein wenig zu mutlos. Und es schien, dass sie sich zu stark auf das Thema E-Mobilität fokussiert und den Rest der Palette vernachlässigt hätten.

Der Gegenbeweis

Der neue Renault Clio erhebt aber einen heftigen Einspruch gegen meine Theorie und tritt gleich zum Gegenbeweis an. Der Designer Laurens van den Acker sorgt für viel frischen Schwung, so kann sich Renault sehen lassen. Kompakt, pfiffig, trotzdem mit einem guten Platzangebot – vor allem das Heck des neuen Clio hat es mir angetan. Das ist wohl seine stärkste Seite.

Aber hält der Clio auch fahrerisch das, was die neue Designlinie der Franzosen verspricht? Mein erster Eindruck: Der Clio rollt für ein Auto der Polo-Klasse erstaunlich gut ab. Die Federung ist nicht zu weich, aber immer komfortabel genug. Besonders gut spürt man das auf einer welligen, unebenen Straße. Fein, wie er allen Unbill schluckt. Sogar brutale Wellen bei Tempo 100 nimmt er lediglich mit einem kurzen Nachzittern hin.

Für den Dreizylinder-Benziner gilt das Gleiche wie für alle Dreizylinder – er muss artgerecht gehalten und gefahren werden. Je mehr man Gas gibt, desto höher ist der Kraftstoffverbrauch. Also sollte man das Pedal immer brav streicheln, dann spürt es die Geldbörse nicht. Die Geräuschdämmung für einen Dreizylinder ist anständig, oben hinaus wird er schon hörbar. Einen Großteil des Drehmoments kann man übrigens über einen weiten Drehzahl-Bereich abrufen.

Handling überzeugt

Beim Handling kann der Clio noch einmal punkten. Sehr gutmütig ist er abgestimmt und die Bremsen greifen gut, aber nicht zu scharf ein. Überrascht haben mich die Platzverhältnisse. Hinter einem knapp über 1,80 Meter großen Fahrer sitze ich problemlos im Fond – und das bei meiner Größe von 1,96 Metern. Ich bin auch nicht überrascht, dass der Clio bei der großen Auto-Kür in Deutschland – ich sitze auch in der Jury – ein Goldenes Lenkrad gewonnen hat.

Für Renault muss das ein Auftrag sein: In dem Tempo und in dem Stil sollte man weitermachen. Damit man bald wieder so groß auf dem Radar auftaucht, wie man es sich mit dem neuen Clio bereits verdient hat.