Im Kampf gegen die europäische Absatzkrise setzt Volkswagen voll auf seinen Bestseller Golf. Unmittelbar nach der Vorstellung der siebenten Auflage starteten die Wolfsburger am Mittwoch den Vorverkauf für ihr wichtigstes Modell. Die Markteinführung in Deutschland soll am 10. November folgen. Dann wird der Wagen beim Händler stehen.

29 Millionen Mal Golf

Europas größter Autobauer hatte die jüngste Version der Golf-Serie, von der seit 1974 mehr als 29 Millionen Exemplare ausgeliefert wurden, am Dienstagabend in der Neuen Nationalgalerie in Berlin erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Vorstandschef Martin Winterkorn betonte die Bedeutung des Modells für den Konzern. "Natürlich bieten wir die ganze Bandbreite - mit über 240 Modellen vom Kleinstwagen bis zur Oberklasse. Aber das mit Abstand wichtigste Fahrzeug ist und bleibt der Golf".

Betriebsratschef Bernd Osterloh und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch waren ebenfalls zur Premieren-Show in die Hauptstadt gekommen. Für den Ex-Vorstandsvorsitzenden hält der Golf sein Qualitätsniveau: "Es wird gut", sagte Piëch vor Journalisten. Im Gespräch mit dem Fachblatt "Automobilwoche" warnte er aber auch erneut, dass sich VW auf seinen Erfolgen nicht ausruhen oder "hochnäsig" werden dürfe. Das Auto soll asiatischen Rivalen wie Hyundai oder Kia, die Volkswagen als immer stärkere Rivalen wahrnimmt, Paroli bieten. "Es ist durchaus so, dass uns einige Wettbewerber näher gekommen sind", sagte Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. "Der Golf 7 wird die Konkurrenz aber weiter auf Distanz halten".

Der Golf sei ein "starker Motor für Absatz, Rendite und Arbeitsplätze", meinte Winterkorn. Er stehe wie kein anderer Wagen für die "Strategie 2018" von VW. Bis spätestens dahin will der Konzern weltgrößter Autohersteller werden und zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen. Beobachter halten dies schon 2015 für möglich. Auch VW leidet jedoch wegen der schwachen Autokonjunktur in West- und Südeuropa derzeit unter der Absatzschwäche auf dem Heimatkontinent.

Etwas breiter und länger

Der Golf 7 ist etwas breiter und länger, aber zugleich leichter und sparsamer als der Golf 6. Fast ein Viertel weniger Sprit sollen die umweltfreundlichsten Antriebe verbrauchen. Im günstigsten Fall kommt der Wagen mit Benzinmotor auf 4,8, als "Blue-Motion"-Modell auf 3,2 Liter. Er spielt für VW zudem eine zentrale Rolle, weil er nach dem A3 der Tochter Audi das erste Modell der Kernmarke ist, das auf der Produktionstechnik des Modularen Querbaukastens MQB basiert. Die Herstellung soll damit einheitlicher, einfacher und billiger werden.

Damit bleibt allerdings auch der neue Golf 7 noch hinter den Erwartungen der Umweltorganisation Greenpeace zurück. Die hatte noch am Vortag der Medien-Präsentation den Golf 7 als Drei-Liter-Auto gefordert. Spritspartechnik dürfe nicht länger Sonderausstattung sein - "erst recht nicht bei einem so wichtigen Massenmodell", hatte der verkehrspolitische Greenpeace-Sprecher Wolfgang Lohbeck gefordert.