In der geplanten "Rio+20"-Abschlussdeklaration steht die "Green Economy" ganz oben. Der ökologische Wandel soll sowohl Arbeitsplätze schaffen und einen Weg zur nachhaltigen Entwicklung und Bekämpfung der Armut weisen, wie es im entsprechenden Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP heißt. Hier lauert aber auch Gefahr. Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace Österreich, sieht die Atomlobby bereits auf der "Green Economy"-Welle nahen. Schlimmer noch die humanen Folgen im Bereich Biotreibstoffe: "Das ist vielleicht das dramatischste Thema", sagte Egit gegenüber der APA in Wien.

Treibstoff statt Essen

Etwa ein Fünftel der weltweiten Nahrungsmittel-Produktion werde eingesetzt, um Agrotreibstoffe zu erzeugen. Den Ausdruck "Biotreibstoff" lehnt Egit ab: Das sei eine nicht gerechtfertigte positive Färbung. In vielen Ländern gebe es nicht zuletzt durch den Klimawandel bereits eine Nahrungsmittel-Knappheit. "Genau in diesen Ländern mit Hungerproblematik gibt es zum Teil riesige Anbauflächen für Agrotreibstoffe. Man kennt ja bereits den Begriff des Landraubs. Ausländische Konzerne gehen beispielsweise nach Afrika und bauen Produkte an, aus denen unter anderen dann auch Agrotreibstoffe hergestellt werden."

Die Konzerne würden sich dann rücksichtslos auf Exportklauseln berufen, sagte Egit: "Wenn es dann eine Nahrungsmittelkrise im betreffenden Land gibt, werden die Agrargüter dennoch exportiert, während die Menschen in diesem Land verhungern." Die Problematik soll dabei zunehmen, lautet die Prognose: "Wenn jetzt schon so ein hoher Prozentsatz der Lebensmittel für Agrotreibstoffe benötigt werden, kann man sich beim 'Treibstoffhunger' der Industrienationen vorstellen, wie die Entwicklung weiter gehen wird."

"Umweltmascherl"

Dem Themenfeld "Green Economy" sollte man sich laut Egit grundsätzlich mit Vorsicht nähern. "Eine konsequente 'Green Economy' wäre schon gut. Doch wir sind in einer Situation, in der sich Betriebe in gewisser Weise ein 'Umweltmascherl' umhängen, die Firmenzentrale begrünen und anderswo weiterhin Umweltzerstörung betreiben", kritisiert der Greenpeace-Geschäftsführer

Auch Atomtechnologie werde als "grüne Technologie" bezeichnet. "Argumentiert wird damit, dass ja keine CO2-Emissionen entstehen würden, was nebenbei bemerkt nicht stimmt, weil das in der Produktion von Uranbrennstäben oder Atomkraftwerken ja sehr wohl der Fall ist." Die Atomlobby versuche, auf der "Green Economy"-Welle Atomkraft als grüne Entwicklung darzustellen und habe damit auch die Unterstützung etlicher Staaten. Egit, der wie schon 1992 als Mitglied der österreichischen Delegation nach Rio reisen wird, befürchtet, dass sich Atomkonzerne als nachhaltige Energielieferanten anbieten würden.

Im "Versuch über den Umweg der 'Green Economy' Dinge wieder auf die Tagesordnung zu setzen, die längst schon abgehandelt wurden", sieht Egit eine Gefahr für "Rio+20". Schon sei auch die Rede von "grüner Kohle", deren Verwendung den Klimazielen aber konträr entgegenstehen würde. "Wir müssen daher extrem aufpassen, dass wir in diesem Teilbereich nicht hinter die Ergebnisse von 1992 zurückfallen."