Wie eine Aufstellung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zeigt (Quelle: Wiener Stadtwerke), gab es in Wien von 1993 bis 2011 einen Anstieg bei der Öffi-Benützung um acht auf 37 Prozent. Hingegen schrumpfte der Individualverkehr um elf auf 29 Prozent, bei den Radfahrern um drei auf sechs Prozent. Die Wiener Linien wiederum verzeichneten einen massiven Anstieg bei den Jahreskarten-Neukunden.

Weniger Kilometer gefahren

Die Österreicher fahren jedenfalls weniger Kilometer mit dem Auto: 2005 waren es noch bundesweit 13.740 Kilometer pro Pkw, 2010 nur mehr 13.100 Kilometer. In Wien schrumpfte die Kilometerleistung pro Auto von 13.160 auf 12.800. Besonders in den Ballungsräumen mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehr sind laut ÖBB diese Rückgänge zu beobachten. Laut ÖAMTC könnte das auch durch die Anschaffung von Zweit- bzw. Drittautos innerhalb einer Familie liegen. Aber: "Wir merken weiterhin den Trend zum Bahnfahren", sagte ÖBB-Pressesprecherin Sarah Nettel. Besonders beliebt ist vor allem bei Pendlern die Weststrecke, gefolgt von Ost- und Südbahn.

Der Sprit dürfte besonders in der letzten Zeit ein wesentlicher Faktor für den Umstieg auf die Öffis sein. Am Mittwoch lag laut ÖAMTC der höchste Preis für Superbenzin bei 1,649 Euro pro Liter und für Diesel bei 1,599 Euro pro Liter. Allein von Jänner bis März 2012 gab es bei den ÖBB einen Zuwachs von fünf Prozent bei den ÖBB im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch bei den Wiener Linien konnten im ersten Quartal dieses Jahres 15.500 Jahreskarten-Neukunden gewonnen werden. Dass dies ein deutlicher Anstieg ist, zeigt der Vergleich: Im Jahr 2011 entschieden sich in den ersten drei Monaten "nur" 5.500 Menschen erstmals für eine Jahres-Öffikarte.

Spritpreis-Debatte zeigt Wirkung

Laut einem Sprecher der Verkehrsbetriebe dürfte die Spritpreis-Debatte damit bereits Auswirkungen gezeitigt haben. Auch die Tatsache, dass die Jahreskarte billiger wird (ab Mai, Anm.) sowie der Ausbau des U-Bahn-Netzes könnten eine Rolle gespielt haben, hieß es. Die aktuellen Spritpreise machen sich hingegen nicht spürbar bemerkbar: In den Wiener Öffis ist derzeit eher wenig los - was schlicht an den Osterferien liegt.

Ob sich der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nun in Zukunft auch auf den Reiseverkehr auswirken wird, kann ÖAMTC-Expertin Elisabeth Brandau deutlich mit "Nein" beantworten. "Bisher gibt es keine diesbezüglichen Änderungen". Mittelfristig werden sogar mehr Leute mit dem Auto verreisen. Der Grund: Als Sparstrategie werden weniger Menschen mit dem Flugzeug in den fernen Urlaub fliegen, als mit dem Auto ins nahe Feriendomizil fahren.