Es geht um viele Millionen Euro: Umweltschützer, Schotterbarone und Stahlindustrie ringen seit Monaten erbittert um die Frage, ob beim Bau von Straßen alte Schlacke aus Hochöfen verwendet werden darf. Seit 60 Jahren wurde dies ohne Beanstandung so gemacht. Doch in letzter Zeit gab es aufgrund von Umweltbedenken einige Entscheidungen, die die Schlacke als gefährlichen Abfall einstufen. Ob der Einbau ins Straßenbett verboten wird, war offen. Land Steiermark und Asfinag haben vorsorglich einen "Schlacke-Verzicht" eingeführt, obwohl die Landesregierung das Material auf Basis von Umweltgutachten für völlig unbedenklich hält.

Umweltminister Andrä Rupprechter will nun ein Machtwort sprechen, das für einen Knalleffekt sorgen dürfte. Denn nach Informationen der Kleinen Zeitung liegt auf Rupprechters Schreibtisch ein fertiger, aber noch geheimer Verordnungsentwurf, der die Verwendung von Schlacke stark einschränkt. Konkret: Nur für "bituminös gebundene" Trag- und Deckschichten soll Schlacke weiterhin zulässig sein. In der darunter liegenden "ungebundenen Tragschicht" wird sie hingegen verboten.

Für die Straßenerhalter wäre das ein mittleres Desaster. Denn von jährlich 770.000 Tonnen Schlacke, die bei der Stahlerzeugung in Linz, Donawitz (Voestalpine) und Graz (Marienhütte) anfallen, könnten nur 200.000 nach der neuen Regel eingesetzt werden. Den Rest müsste man teuer deponieren. Dazu drohen Altlasten-Sanierungsbeiträge für Abbruchmaterial, das bei der Straßensanierung anfällt.

Laut interner Rechnung betragen die Mehrkosten allein für das Land einmalig sieben bis acht Millionen Euro und danach jährlich rund fünf Millionen Euro. Umgekehrt betonen Umweltschützer, dass die Schlacke keineswegs ungefährlich sei: "Da sind noch viele Fragen offen, es fehlen Langzeit-Studien", sagt Gerhard Heilingbrunner vom Umwelt-Dachverband. Er fordert Auskunft über die Schlacke-Verwendung, doch die Landes-Umweltabteilung hat bisher nicht geantwortet, sondern herumlaviert.

Der Konflikt wird beidseits mit harten Bandagen geführt, es gibt Klagen, jede Menge Gutachten und hektische Verhandlungen. Den Umweltschützern wirft man vor, sich für die Schotter-Lobby einspannen zu lassen. Umgekehrt wolle die Stahlindustrie eine unfaire "Extrawurst" für die Beseitigung ihrer Abfälle durchsetzen, heißt es beim "Forum Rohstoffe", das die Schotter- und Betonhersteller vertritt.