In Vorarlberg sind laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei fünf toten Wildvögeln Erreger der Vogelgrippe des Subtyps H5N8 nachgewiesen worden. Bei den verendeten Tieren handelt es sich um vier Reiherenten und eine Tafelente, hieß es am Dienstagabend. Die Analyse, ob es sich bei dem Virus um einen hoch- oder niedrigpathogenen Typ handelt, war noch im Laufen.

Mehr als 100 tote Wasservögel

Erst wenn diese Ergebnisse im Zuge der Untersuchungen durch das Nationale Referenzlabor der AGES vorliegen, ließe sich sagen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dies wird aller Voraussicht nach am Mittwoch der Fall sein, schrieb das Gesundheitsministerium.

Seit dem Wochenende wurden rund um den Bodensee, auch in Deutschland und der Schweiz, mehr als 100 tote Wasservögel - vor allem Reiherenten - entdeckt. Auch aus Polen, Ungarn, Kroatien und Schleswig-Holstein wurden diese Woche Fälle der sogenannten Aviären Influenza des Subtyps H5N8 gemeldet.

Unter anderem haben die ungarischen Behörden in einer Geflügelfarm im südostungarischen Ort Totkomlos 9000 Truthähne getötet. Die Tiere seien ebenfalls am Virus vom Typ H5N8 erkrankt gewesen. Das aktuell gehäufte Auffinden dieser Erkrankung dürfte mit dem Zug von Wildvögeln Richtung Süden zu tun haben, schrieb die AGES.

Erhöhte Aufmerksamkeit angebracht

Höchste Priorität sei es nun, ein Ausbreiten der Tierseuche auf den Hausgeflügelbestand zu verhindern. Experten des Gesundheitsministeriums, des Landes Vorarlberg und der AGES arbeiteten an den dafür notwendigen Maßnahmen. Dies könne von der Einrichtung einer "Schutzzone" rund um das Bodenseeufer bis hin zu verordneten Stallhaltung von Hausgeflügel reichen. Da auch Deutschland und die Schweiz betroffen sind, erfolgt dies in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden in den beiden Nachbarländern.

Aufgrund der Häufung der Fälle auch außerhalb des derzeit betroffenen Gebietes um den Bodensee ist laut Gesundheitsministerium eine erhöhte Aufmerksamkeit angebracht: Geflügelhalter, insbesondere in der Nähe zu Freigewässern, werden auf die Gefahrenlage hingewiesen. Die Einhaltung der allgemeinen Hygienemaßnahmen wird zudem dringend empfohlen.

Vorarlbergs zuständiger Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) empfiehlt eine Stallhaltung für die von der Vogelgrippe betroffenen Gebiete am Vorarlberger Bodenseeufer. Eine Stallpflicht sei derzeit aber nicht angeordnet, erklärte Schwärzler am Dienstagabend auf APA-Anfrage. Nach Vorliegen weiterer Untersuchungsergebnisse am Mittwoch könnten möglicherweise Maßnahmen ergriffen werden.

Schwärzler betonte, dass man nun von den vor zehn Jahren gemachten Erfahrungen - als am Bodensee erstmals die Vogelgrippe auftrat - profitiere. Die damals eingerichtete und nach wie vor bestehende Untersuchungsstation am Rheindamm habe sich bestens bewährt. Zudem seien die Experten in den Bodenseeanrainerländern bestens vernetzt.

Vor zwei Jahren erstmals in Europa

Der Subtyp H5N8 grassierte vor zwei Jahren erstmals in Europa. Am 5. November 2014 wurde in Deutschland (Mecklenburg-Vorpommern) ein Ausbruch von hochpathogener Aviärer Influenza in einem Putenmastbetrieb von den dortigen Veterinärbehörden bestätigt. Am 15. November 2014 war eine holländische Geflügelfarm betroffen, zwei Tage später gab es einen weiteren Ausbruch von Geflügelpest in einer Entenfarm in North Yorkshire in England. Am 16. Dezember 2014 wurde in Norditalien (Porto Viro) in einer Mastputenherde mit 32.000 Tieren der Subtyp H5N8 bestätigt. Im Jänner 2015 wurde ein Ausbruch von Vogelgrippe im Zoo von Rostock gemeldet. 60 Vögel im Rostocker Zoo mussten getötet werden - bei 43 Vögeln wurde der hochansteckende Erreger H5N8 nachgewiesen.

Die betroffenen europäischen Länder haben die notwendigen Maßnahmen wie Sperrgebiete, Sicherheitszonen und Handelssperren getroffen. Das Geflügel der infizierten Bestände wurde gekeult und die Kadaver sicher entsorgt, betonte die AGES.

Bisher wurde das Virus A(H5N8) in Asien - in Südkorea, Japan und im Osten Chinas - bei Wildvögeln und Geflügel detektiert. Millionen Tiere mussten in Folge der Ausbrüche in Asien gekeult werden. Wie das Virus nach Europa gelangte, ist bisher nicht bekannt, erläuterte die AGES. Die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE schloss Verbindungen zwischen den jüngsten Geflügelpestfällen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien nicht aus. Eine weltweite Weitergabe des Virus durch infizierte Wildvögel kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Der Krankheitserreger könne daher "jederzeit überall" auftreten, warnte die AGES. Geflügelhalter sollten verstärkt auf Krankheitsanzeichen bei Ihren Tieren achten und gegebenenfalls den betreuenden Tierarzt informieren.