Der frühere Sektenbischof und streng gläubige Evangelikale Marcelo Crivella (59) schwänzte erst die traditionelle Übergabe des Stadtschlüssels an König Momo und blieb auch am Wochenende den Feierlichkeiten in der brasilianischen Metropole demonstrativ fern. Er hatte im Vorfeld angekündigt, verreisen zu wollen.

In Rio ging man davon aus, dass Crivella auch nicht zum Wettstreit der diesjährigen Titelanwärter im berühmten Samba-Tempel Sambodromo erscheinen werde - zuvor hatte er am Freitag Zehntausende Narren stundenlang warten lassen und war schließlich als erster Bürgermeister seit der Eröffnung des Sambodromo im Jahr 1984 nicht zur traditionellen Übergabe des Stadtschlüssels an König Momo gekommen. "Wo ist Crivella?", rief laut das Publikum auf den vollen Tribünen.

Kein Spaß am Karneval: Bürgermeister Crivella schwänzte Eröffnung

Der Bürgermeister ließ sich mit einer Erkrankung seiner Frau entschuldigen. Die Schlüsselzeremonie übernahm am Freitagabend der Kulturbeauftragte der Stadt. Als Gründe für Crivellas Abwesenheit werden seine streng religiöse Ansichten vermutet. Der Ex-Sektenbischof wetterte mehrfach gegen Schwule und Schwarze. Seit Jänner ist Crivella als Bürgermeister im Amt.

Wegen der Wirtschaftskrise in Brasilien gibt es heuer mit rund 450 Umzügen - den sogenannten "Blocos" - 50 weniger als noch im Vorjahr. Auf mehreren Straßenumzügen wurde gegen Staatschef Michel Temer demonstriert, der durch die Amtsenthebung der linken Präsidentin Dilma Rousseff an die Macht kam.

In Rio ging es bei feucht-warmem Wetter und Temperaturen von über 30 Grad bunt zu. Neben Tier- und Umweltschützern feierten feministische Gruppen, Musik-Fans und Gewerkschafter auf Freiluft-Partys. In der Stadt wurde über eine Million Touristen erwartet.

Auch in anderen Städten Brasiliens wurde der Karneval groß gefeiert. In Recife im Nordosten des Landes gab es den Straßenumzug "Galo da Madrugada", der als größter der Welt gilt. In der Millionenmetropole Sao Paulo gingen Zehntausende Menschen auf die Straße.