Ein Gericht im nordspanischen Pamplona hat am Donnerstag fünf der Gruppenvergewaltigung angeklagte Männer wegen "sexuellen Missbrauchs" zu jeweils neun Jahren Haft verurteilt. Das Gericht blieb mit seinem Urteil weit unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß zurück, die jeweils fast 23 Jahre Haft beantragt hatte.

Der im November beendete Prozess gegen die 27 bis 29 Jahre alten Angeklagten hatte für großes Aufsehen gesorgt. Nach Überzeugung der Anklage vergewaltigten die aus Sevilla stammenden Männer im Juli 2016 eine 18-jährige Frau bei den San-Fermin-Feierlichkeiten während des berühmten Stiertreibens in Pamplona.

Die Verteidigung argumentierte, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, und plädierte auf Freispruch. "Sexueller Missbrauch" bedeutet nach spanischem Recht im Gegensatz zum Straftatbestand des "sexuellen Angriffs", dass keine "Gewalt" oder "Einschüchterung" vorlag. Zusätzlich zu den neun Jahren Gefängnis verhängte das Gericht die Zahlung einer Entschädigung von insgesamt 50.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte das Doppelte gefordert.

Ultras des FC Sevilla

Vor dem Gericht gab es Proteste gegen das Urteil. Menschen riefen: "Das ist kein sexueller Missbrauch, das ist Vergewaltigung". Seit Beginn des Prozesses hatten sich unter dem Motto "Yo si te creo" ("Ich glaube dir") bei Demonstrationen und in sozialen Medien tausende Spanier mit der jungen Frau solidarisiert.

Eine große Rolle spielten bei dem Prozess die von den Angeklagten angefertigten Videoaufnahmen. Der Verteidigung zufolge geht aus diesen Aufnahmen hervor, dass kein "sexueller Angriff" gegen die junge Frau aus Madrid vorlag. Diese habe zuvor Sangria getrunken und zugestimmt.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft war die Frau in Wahrheit massiv eingeschüchtert. Deswegen habe sie nicht versucht, sich zu wehren oder zu fliehen. Sie habe zudem die Männer erst sieben Minuten zuvor getroffen.

Die fünf Andalusier hatten eine "Die Meute" genannte WhatsApp-Gruppe gebildet. Einer der Männer ist Mitglied der paramilitärischen Guardia Civil, ein weiterer gehörte früher der Armee an. Mehrere unterstützen als "Ultras" den Fußballklub FC Sevilla.