Nach einem Bericht über Missbrauchsmöglichkeiten bei der Video-App Musical.ly will das Unternehmen seine Schutzmaßnahmen ausbauen. Zugleich räumten die Betreiber der besonders bei Kinder und Jugendlichen beliebten App mit mehr als 200 Millionen Nutzern am Dienstag Mängel ein. Am Wochenende hatte das Portal mobilsicher.de vor Missbrauch und sexueller Nötigung auf der App gewarnt.

So fänden sich unter einschlägigen Hashtags aufreizende Videos von Mädchen, die nicht älter als sieben oder acht Jahre seien. Über die Kommentarleisten würden manche Nutzer anzügliche Kommentare abgeben, versuchen direkt an die Videos zu kommen oder Kontakt mit den Mädchen aufzunehmen. Außerdem prangerte mobilsicher.de die Voreinstellungen und den Umgang des Dienstes mit Nutzerdaten an. Ein Teil der verwendeten Hashtags ist inzwischen nicht mehr abrufbar.

Selbstgefilmte Clips

"Musical.ly gewährleistet eine Moderation rund um die Uhr, um die Möglichkeiten einer missbräuchlichen Nutzung der App zu reduzieren", teilte das Unternehmen am Dienstag mit. "Leider sind diese Schutzmaßnahmen nicht immer tadellos." Die genannten Beispiele von Missbrauch spiegelten nicht typische Inhalte oder Nutzungsmuster der App wieder, hieß es in dem Statement. Musical.ly sprach von einem "komplexen Problem", das es als Industrie zu lösen gelte.

Aktuell dürfen Unter-13-Jährige laut Nutzungsbedingungen nicht bei Musical.ly dabei sein. Tatsache ist jedoch, dass weder das angegebene Geburtsdatum noch die E-Mail-Adresse überprüft werden. Und: Jeder neu angelegte Account ist standardmäßig auf öffentlich eingestellt.

Musical.ly wurde 2014 gegründet und vor allem durch kurze selbstgefilmte Clips populär, bei denen die Nutzer ihre Lippen synchron zu Popsongs oder Filmzitaten bewegen. Inzwischen zählt die App mehr als 200 Millionen Nutzer weltweit. 2017 wurde der Dienst von einer chinesischen Firma für rund eine Milliarde Euro gekauft.