Ein Lieferwagen ist im kanadischen Toronto in eine Gruppe von Fußgängern gefahren und hat dabei mehrere Menschen erfasst. Laut Polizei sind dabei neun Menschen getötet und sechzehn weitere verletzt worden. Fünf der Verletzten befinden sich laut Krankenhausangaben in kritischem Zustand. Ob es sich um einen Unfall oder eine vorsätzliche Tat handelte, blieb zunächst unklar.

Fahrer festgenommen

Der Täter ergriff zunächst die Flucht, wurde kurze Zeit später aber festgenommen. Weitere Verdächtige gebe es nicht, teilte die Polizei kurz nach der Festnahme mit. "Ich habe eine Waffe in meiner Tasche", soll der mutmaßliche Täter den Beamten einem CTV-Bericht zufolge kurz vor seiner Festnahme, die dann aber offenbar ohne Schusswechsel stattfand, gedroht haben. Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig unklar.

Der Vorfall ereignete sich laut Polizei an einer großen Kreuzung im Stadtteil North York um 13.27 Uhr (Ortszeit, 19.27 Uhr MESZ). Die Gegend ist tagsüber belebt, dort liegen zahlreiche Geschäfte und Restaurants. Der weiße Transporter - laut Augenzeugen und der Aufschrift nach ein Mietwagen - war einem Bericht des "Toronto Star" zufolge von der Straße mit hoher Geschwindigkeit auf den Gehweg gefahren. Die Polizei sperrte die Gegend ab, auch der U-Bahnverkehr wurde unterbrochen. Das Auto stand nach dem Vorfall mit zerbeulter Motorhaube auf dem Gehweg.

"Er hat die Leben so vieler Menschen zerstört", sagte Alex Shaker gegenüber CTV. "Alles, was ihm in den Weg kam." Auch jemand mit einem Kinderwagen sei vom Auto erfasst worden. "Es waren so viele Körper", sagte Augenzeugin Carol Roberts. Sie habe "viele Menschen leblos am Boden" liegen sehen. Die Opfer seien noch auf der Straße behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Rettungskräfte. Augenzeugen zufolge waren auf der Straße mehrere Blutspuren zu sehen.

Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau sagte vor Journalisten, dass die Behörden den Vorfall untersuchten. Weitere Informationen sollten so schnell wie möglich bekanntgegeben werden. "Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen", so Trudeau.

Rettungskräfte im Einsatz

In Toronto hatten sich am Sonntag und Montag die Außenminister der G-7-Staaten versammelt, um über Konflikte in Syrien, der Ukraine und andere politische Themen zu diskutieren. Der Treffpunkt der Politiker lag laut lokalen Medienberichten allerdings rund 30 Kilometer weit vom Tatort entfernt.

Islamisten hatten in den vergangenen Monaten in mehreren europäischen Städten Attacken mit Autos verübt. Im Dezember 2016 tötete der Tunesier Anis Amri bei einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin zwölf Menschen.

Terroranschläge in Kanada sind selten. Im Oktober 2014 war ein Soldat in Quéebec beim Angriff eines Islamisten überfahren und getötet worden. Im vergangenen Oktober fuhr ein Mann einen Polizisten in der Stadt Edmonton an und attackierte ihn mit einem Messer, bevor er mit seinem Auto in eine Menschenmenge raste und vier weitere Menschen verletzte.