Erneut haben Sexualmorde an Kindern in Indien für Entsetzen gesorgt. Ein neunjähriges Mädchen wurde in der Nacht auf Freitag im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh erwürgt aufgefunden, nachdem es mutmaßlich vergewaltigt worden war. Im selben Bezirk war am Vortag die Leiche einer vergewaltigten Siebenjährigen gefunden worden.

Von Feier weggelockt

Bereits am Mittwoch wurde ein elfjähriges Mädchen im ostindischen Bundesstaat Chattisgarh vergewaltigt und mit einem Stein erschlagen. Entsprechende Medienberichte bestätigten auf Anfrage am Freitag die zuständigen Polizeistellen. Alle drei Kinder wurden demnach von ihren Mördern von Hochzeitsfeiern weggelockt.

Vorige Woche hatte es in mehreren indischen Städten Demonstrationen wegen eines brutalen Verbrechens an einer Achtjährigen aus einer Gemeinde muslimischer Nomaden gegeben. Sie war im Jänner laut Polizei aus ihrem Dorf im mehrheitlich muslimischen Himalaya-Bundesstaat Jammu und Kaschmir entführt, eine Woche lang von einer Gruppe Hindus vergewaltigt und dann ermordet worden. Der Fall hatte auch für Aufsehen gesorgt, weil radikale Hindus mit Protesten die Freilassung der acht mutmaßlichen Täter forderten und das Einreichen der Klagen gegen sie zu verhindern versuchten.

Wegen dieses Falls und eines weiteren, bei dem ein Lokalabgeordneter der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP eine 16-Jährige vergewaltigt und die Polizei nichts unternommen haben soll, geriet Premierminister Narendra Modi auch international in die Kritik. Die US-Zeitung "New York Times" warf ihm am Montag in einem Leitartikel vor, zu Verbrechen gegen Frauen und Minderheiten zu schweigen. Nach offiziellen Statistiken wurden 2016 in Indien 19.765 Vergewaltigungen von Minderjährigen erfasst.

Die indische Regierung erwägt nun die Einführung der Todesstrafe für Vergewaltiger von Kindern. Das Justizministerium habe den Obersten Gerichtshof darüber informiert, dass die Regierung eine entsprechende Änderung des Kinderschutzgesetzes "aktiv in Erwägung ziehe", berichtete die Nachrichtenagentur Press Trust of India am Freitag.