Der mutmaßliche Täter von Münster war der Polizei bereits wegen kleinerer Delikte bekannt. Es habe drei Verfahren in Münster gegeben und eines in Arnsberg, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin von Münster, Elke Adomeit, am Sonntag.

Die Verfahren stammten demnach aus den Jahren 2015 und 2016 und seien alle eingestellt worden. Es ging damals um eine Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug. Man müsse den Sachverhalt der Verfahren noch aufklären. "Aber auf den ersten Blick haben wir hier keine Anhaltspunkte auf eine stärkere kriminelle Intensität, die wir bei dem Täter feststellen konnten", sagte Adomeit. Es gebe keine Hinweise auf einen politisch motivierten Hintergrund oder weitere Täter, bekräftigte die Anklägerin.

Der 48-jährige Deutsche ist am Samstag in Münster in eine Menschenmenge gerast. Zwei Menschen starben, 20 wurden verletzt. Einige schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Der Täter verübte Suizid.

Täter hatte vier Wohnungen

Nach der Durchsuchung der vier Wohnungen des Todes-Fahrers von Münster gibt es nach Polizeiangaben keine Hinweise auf ein politisches Tatmotiv. "Wir haben seit gestern Nachmittag in der ganzen Nacht die Wohnungen des Täters durchsucht", sagte der Polizeipräsident von Münster, Hajo Kuhlisch, am Sonntag in Münster. Zwei davon lägen in Ostdeutschland, zwei in Münster.

"Die erste, doch schon etwas intensivere Durchsicht hat keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben", bemerkte Kuhlisch. Die Ermittler gingen daher davon aus, "dass die Motive und Ursachen in dem Täter selber liegen". Das sei ein vorläufiger Stand, betonte Kuhlisch. Etwas endgültig auszuschließen dauere länger. Auch die Durchsuchung von Fahrzeugen und eines Containers hätten keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben.

Unmittelbar nach der Tat hatte es Berichte über angebliche Kontakte des Täters in die rechtsextreme Szene gegeben. Einen islamistischen Hintergrund hatten die Behörden bereits zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen.

Innenminister Seehofer betet für Verletzte

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) und Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) haben die bisherigen Informationen zum Täter von Münster am Sonntag bekräftigt. Der mutmaßliche Todeslenker sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" ein aus Deutschland stammender Einzeltäter und kein Flüchtling, sagte Reul in Münster.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit gebe es für die Tat keinen islamistischen Hintergrund, fügte Reul hinzu. Es gebe "eine Menge Erkenntnisse", dass das Motiv in der Person des Täters liege. Allerdings würden die Ermittlungen dazu noch Stunden und Tage dauern. "Wir sind noch lange nicht am Ende. Es ist die Stunde der Ermittler", sagte der CDU-Politiker.

Seehofer überbrachte den Opfern und den Angehörigen "die Solidarität und Anteilnahme" der Bundesregierung. "Dieses feige und brutale Verbrechen hat uns alle sehr betroffen gemacht", sagte er in Münster. Er hoffe inständig und bete dafür, dass die Verletzten wieder gesund werden. Seehofer lobte die Polizei und die Rettungskräfte, die "absolut professionell gearbeitet" hätten. Den Medien dankte der Innenminister dafür, dass sie in ihrer Berichterstattung nicht über den Täter und seine möglichen Motive spekuliert hätten. Sie hätten sich alle "sehr verantwortlich verhalten".

Der Vorfall habe einmal mehr gezeigt, "dass bei allen Bemühungen einer staatlichen Gemeinschaft leider eine absolute Sicherheit nicht möglich ist", meinte Seehofer. Der Staat müsse aber weiterhin "alles tun, um solche Verbrechen in der Zukunft zu mindern oder vielleicht sogar zu verhindern".