Wegen der Stickoxid-Belastung (NOx) sterben in Deutschland einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zufolge jährlich etwa 6.000 Menschen. Zudem seien rund eine Million Krankheitsfälle auf das Gas zurückzuführen, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger am Donnerstag in Berlin. Die Zahlen beziehen sich auf 2014 und entsprechen 50.000 verlorenen Lebensjahren.

Zwar sei die Stickoxid-Belastung in den vergangenen Jahren gesunken. In Deutschland würden aber in etwa 70 Städten die Grenzwerte überschritten. Die Grünen und Umweltgruppen sprachen von einem Alarmsignal. Die neue Bundesregierung müsse jetzt handeln, um zunächst die Grenzwerte schnell wieder einzuhalten und die Belastung zu senken. Dazu gehörten auch Nachrüstungen für Diesel-Autos, die als Hauptverursacher des NOx-Ausstoßes gelten.

Bereits in niedriger Konzentration schädlich

Das Bundesverwaltungsgericht hatte Ende Februar solche Verbote als letztes Mittel für zulässig erklärt. Dies entfachte eine Debatte über Nachrüstungen von älteren Dieseln und auch eine blaue Plakette, mit der sauberere Fahrzeuge gekennzeichnet werden können. Die neue Bundesregierung will sich damit zügig befassen.

Krautzberger sagte, Untersuchungen hätten gezeigt, dass Stickoxid bereits in niedrigerer Konzentration schädlich sei. Es seien bewusst vorsichtige Annahmen zu den Todesfällen zugrunde gelegt worden. In besonders belasteten Ballungsräumen habe sich eine Erhöhung der Krankheitslast um 50 Prozent gezeigt. Ähnliche Studien hätten wegen Feinstaubs etwa 40.000 vorzeitige Todesfälle und wegen Rauchens rund 100.000 ergeben.

Der Umweltverband BUND warf Autoherstellern und Politikern vor, den vorzeitigen Tod Tausender billigend in Kauf zu nehmen. Selbst bei Einhaltung der Grenzwerte sei die Gefahr nicht gebannt.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte, die Studie müsse aufrütteln. "Wir brauchen dringend die technische Nachrüstung dreckiger Diesel auf Kosten der Autoindustrie." Sauberere Autos müssten mit einer bundesweiten blauen Plakette gekennzeichnet werden, um den Kommunen die Kontrollen zu erleichtern. Der künftige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt dies ab, weil er die Plakette als Teil von Fahrverboten sieht, die er verhindern will.