Bei dem Attentat auf einen russischen Doppelagenten in Großbritannien ist ein sehr seltenes Nervengift verwendet worden. Das sagte die britische Innenministerin Amber Rudd am Donnerstag in einem Interview mit dem BBC-Radio. Welches Gift genau zum Einsatz kam, wollte Rudd nicht sagen.

Einem BBC-Bericht zufolge handelt es sich bei dem verwendeten Gift weder um Sarin, das einem UNO-Bericht zufolge zuletzt im Syrien-Krieg zum Einsatz kam, noch um VX, mit dem im vergangenen Jahr der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un getötet wurde.

Nervengifte greifen das Nervensystem an und legen die Funktion lebenswichtiger Organe lahm. Die britischen Ermittler versuchen nun herauszufinden, wo der betreffende Stoff hergestellt wurde. Experten zufolge gibt es nur wenige Labors auf der ganzen Welt, die dazu in der Lage sind.

Sergej Skripal und seine Tochter Julia (Yulia, 33) wurden am Wochenende mit Vergiftungserscheinungen im englischen Salisbury aufgefunden. Sie kämpfen seitdem in einem Krankenhaus um ihr Leben. Ein britischer Polizeibeamter, der zu Hilfe eilte und ebenfalls erkrankt ist, sei ansprechbar, sagte Rudd. Sein Zustand sei aber weiterhin ernst.

Seltsam benommen

Bekannt sind die letzten Stunden des 66-jährigen Exagenten und seiner Tochter. Am Sonntag besuchten beide ein Pub und das italienische Restaurant „Zizzi“ in Salisbury, dem Wohnort von Skripal. Kurz darauf wurden sie auf einer Bank in der Nähe eines Einkaufszentrums bewusstlos gefunden.

Augenzeugen zufolge soll sich Skripal in dem Restaurant sehr auffällig benommen haben. Ein Zeuge erzählte der BBC, er habe sich „sehr seltsam“ verhalten und sei „sehr aufgeregt“ gewesen. „Er schien kurz davor, die Beherrschung zu verlieren“, sagt der Zeuge. „Er begann zu schreien, dass er seine Rechnung wolle und dass er gehen wolle.“

Gezielt angegriffen

Skripal und seine Tochter wurden der Polizei zufolge gezielt mit dem Nervengift angegriffen. Ermittelt wird wegen versuchten Mordes. Der Fall erinnert an den Giftmord an dem Kremlkritiker Alexander Litwinenko im Jahr 2006 und hat inzwischen einen diplomatischen Schlagabtausch zwischen Moskau und London ausgelöst. Die britische Innenministerin wollte noch am Donnerstag vor dem Parlament über den Zwischenfall berichten.