Berunruhigende Meldungen aus Belgien: Die Regierung in Brüssel stellt allen Bürgern Jodtabletten zur Verfügung, offenbar um sie sich im Fall eines Atomunfalls besser vor radioaktiver Strahlung schützen können. Konkret gab es im Umfeld der Atomanlage Tihange in Brüssel einige bedrohliche Zwischenfälle.

"Kein spezielles Risiko"

Innenminister Jan Jambon beschwichtigte nun im belgischen Fernsehen: "Momentan besteht kein spezielles Risiko in Verbindung mit unseren Atomkraftwerken." Die belgische Regierung bestellte laut Medienberichten insgesamt 4,5 Millionen Packungen - mit jeweils zehn Jodtabletten. Theoretisch sei damit jeder Haushalt im Land versorgt. Auch eine Internetseite zur Aufklärung über atomare Risiken wurde gestartet.

Das nahe an Deutschland gelegene Kraftwerk - es ist nur 57 km vom Aachener Stadtgebiet entfernt - einem aktuellen Bericht zufolge wesentlich gefährlicher als bisher bekannt. Im Reaktor Tihange-1 hätten sich zwischen 2013 und 2015 potenziell bedrohliche Zwischenfälle gehäuft, berichteten zuletzt der WDR und das ARD-Magazin "Monitor" unter Berufung auf ein Schreiben der belgischen Atomaufsicht (FANC).

Zwischen 2013 und 2015 habe es acht sogenannte Precursor-Fälle in Tihange-1 gegeben, also mehr als die Hälfte aller derartigen Vorfälle in ganz Belgien, hieß es in dem "Monitor"-Bericht. "Diese Zahlen sind erheblich höher als üblich. Da müssen eigentlich die Alarmglocken bei allen Verantwortlichen angehen", zitierte der WDR den ehemaligen Chef der deutschen Atomaufsicht im Bundesumweltministerium, Dieter Majer.

Das deutsche Umweltministerium erklärte, es könne Belgien nicht zur Abschaltung zwingen.