Mehr als zwei Jahre nach den islamistischen Anschlägen in Paris mit 130 Toten hat in Brüssel ein Prozess wegen versuchten Mordes gegen den einzigen überlebenden Tatverdächtigen Salah Abdeslam begonnen.

Zum Auftakt seines Prozesses in Brüssel hat der mutmaßliche islamistische Terrorist Salah Abdeslam die Aussage verweigert. "Ich möchte nicht auf Fragen antworten", sagte der 28-jährige Franzose. Sein Schweigen bedeute nicht, dass er kriminell sei. "Das ist meine Verteidigung." Die Richter sollten ihn nach eigenem Ermessen beurteilen, er vertraue auf Allah: "Ich habe keine Angst vor Ihnen."

Der Prozess gegen den Franzosen mit marokkanischen Wurzeln wegen Schüssen auf Polizisten in Belgien ist sein erster öffentlicher Auftritt seit der Festnahme im März 2016. Das Verfahren steht zunächst nicht in Verbindung mit den Pariser Anschlägen. Es sollten nur die Geschehnisse vom 15. März 2016 in Belgien verhandelt werden, sagte Richter Luc Hennart vor Prozessbeginn. Weder von den Attentaten in Paris noch jenen in Brüssel werde deshalb die Rede sein. Dennoch drohen Abdeslam schon bei diesem Verfahren bis zu 40 Jahre Haft wegen mehrfachen terroristisch motivierten Mordversuchs an Polizisten.

Nach kurzer Flucht festgenommen

Im März 2016 hatten Polizisten in einem Brüsseler Vorort das Versteck von Salah Abdeslam ausfindig gemacht. Bei einem Schusswechsel wurden drei Beamte verletzt und ein Verdächtiger, der 35-jährige Algerier Mohamed Belkaid, getötet. Abdeslam und seinem mutmaßlichen Komplizen Soufien Ayari, einem 24-jährigen Tunesier, der ebenfalls in Brüssel vor Gericht steht, gelang die Flucht. Drei Tage später wurden sie festgenommen.

Zum Prozessauftakt wurden beide zu ihrer Identität befragt. Abdeslam äußerte sich zunächst nicht. Ayari beantwortete dagegen Fragen des Gerichts und bestätigte, dass er aus Tunesien stamme und ein Jahr bei der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien gewesen sei.

Scharfe Sicherheitsvorkehrungen

Der Prozess in Brüssel steht unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Hunderte schwerbewaffnete und zum Teil maskierte Mitarbeiter von Polizei und Streitkräften sicherten beim Auftakt den Brüsseler Justizpalast. Bei der Ankunft des Angeklagten Abdeslam kreiste ein Helikopter mit Suchscheinwerfern über dem Gebäude. Gepanzerte Fahrzeuge waren in der Nähe postiert.


Abdeslam ist nicht in einem belgischen Gefängnis untergebracht, sondern in einem Hochsicherheitstrakt in Frankreich. Von dort wird er jeden Prozesstag in die belgische Hauptstadt gebracht.

Der zuständige Richter Hennart hatte vor Prozessbeginn bekannt gegeben, Abdeslam habe über seinen Anwalt mitteilen lassen, während des Prozesses weder fotografiert noch gefilmt werden zu wollen. Dutzende Journalisten hatten sich für den Prozess, der bis Freitag dauern soll, akkreditieren lassen.

Trotz der Sicherheitsvorkehrungen und des enormen öffentlichen Interesses "muss es ein normaler Prozess bleiben", mahnte Richter Hennart und kündigte an, beim kleinsten Problem den Gerichtssaal räumen zu lassen.