Orkan "Friederike" wütet in Mitteleuropa und die Alpen versinken im Schnee. Eine der Hauptursachen für das extreme Wetter der vergangenen Woche ist die Lage des Jetstreams, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag in Genf. Der Jetstream, eine hohe Luftströmung, die das Klima maßgeblich beeinflusst, verläuft derzeit weiter südlich als üblich, sagte WMO-Sprecherin Clare Nullis. Folgen seien Orkanwinde wie bei Sturmtief Friederike, heftige Niederschläge, die in den Alpen das Schneechaos mit der Lawinengefahr auslösten, und für Jänner ungewöhnlich milde Temperaturen.

>> Schneemassen im Westen

Wärmerekord gebrochen

In Valencia in Spanien ist am Sonntag und Montag der Wärmerekord für Jänner gebrochen worden, mit bis zu 26,6 Grad. In Montpellier im Süden Frankreichs fiel der Rekord für die wärmste Nachttemperatur im Jänner: 14,5 Grad. "Die Temperatur lag in Teilen Spaniens sieben bis zehn Grad über dem für diese Jahreszeit üblichen Mittel", sagte Nullis. Gleichzeitig kamen Skiregionen wie Courchevel in Frankreich mit fünfeinhalb Metern Schnee an seit Jahrzehnten nicht gesehene Schneemengen heran.

Extreme Kälte

Auch die extreme Kälte in den USA Anfang des Jahres hatte mit dem Jetstream zu tun, wie Klimaforscher berichteten. Der Jetstream sei über Nordamerika welliger als früher. Ursache dafür ist unter anderem, dass sich die Arktis schneller erwärmt als die Tropen, erläuterte Marlene Kretschmer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Hotel in Südtirol evakuiert

Das Hotel Langtaufererhof in der Südtiroler Gemeinde Graun im Vinschgau, sowie eine Pension in der Nähe des Hotels, haben am Dienstag aufgrund der hohen Lawinengefahr evakuiert werden müssen. In den Nachtstunden war eine Lawine auf ein Nebengebäude der Erlebnisschule Langtaufers abgegangen. Auch das obere Stockwerk eines Wohnhauses wurde von einer weiteren Lawine getroffen.

Die Schule sei derzeit unbesetzt und auch die Bewohner des Hauses blieben unverletzt, sie hatten sich im Erdgeschoß aufgehalten, teilte die Berufsfeuerwehr Bozen in einer Aussendung mit. Rund 100 Personen wurden mit zwei Transporthubschraubern des Heeres und einem Hubschrauber der Carabinieri evakuiert. Als Auffangzentrum stehe das Vereinshaus von St. Valentin auf der Haide bereit. Dort können bis zu 200 Personen untergebracht werden, hieß es.

Gegen 9.00 Uhr wurde damit begonnen, die Landesstraße Schnals zwischen Vernagt und Kurzras aufzufräsen, berichtete der geschäftsführende Direktor der Landesabteilung Straßendienst Philipp Sicher. Nach einem Erkundungsflug mit einem Hubschrauber wurde zudem beschlossen, auch die Staatsstraße 40 auf den Reschenpass zu öffnen.

Im Nordwesten von Südtirol ist die Lawinengefahr hingegen in der Nacht auf Dienstag auf die höchste Stufe 5 angestiegen. Laut Lawinenlagebericht sind zahlreiche große Lawinen aus Windschattenhängen zu erwarten. Wegen der großen Schneemengen können viele Lawinen als Staublawinen abgehen und den Talboden erreichen. Im Tagesverlauf gehe die spontane Lawinenaktivität jedoch zurück, womit auch die Lawinengefahr sinke. Am östlichen Alpenhauptkamm herrschte große Lawinengefahr der Stufe 4. Auch in diesem Bereich können spontane Lawinen eine Gefahr für den Talboden darstellen, hieß es.

Evakuierungen in Frankreich

Wegen hoher Lawinengefahr sind im bekannten französischen Skiort Chamonix beim Mont Blanc mehr als hundert Hütten evakuiert worden.

Paris schließt Schnellbahn-Stationen wegen Hochwassers

Wegen des Hochwassers der Seine werden mehrere Innenstadt-Stationen einer vielbenutzten Pariser Schnellbahn-Linie von Mittwoch an geschlossen. Betroffen sind unter anderen die bei Touristen beliebten Haltestellen Saint-Michel/Notre-Dame und Musee d'Orsay, teilte die französische Eisenbahngesellschaft SNCF mit.

Die Stadt Paris hatte bereits zu Monatsbeginn Straßen und nahe der Seine gelegene Wege gesperrt. Am Dienstag wurden knapp fünf Meter gemessen, es könnten bis zum Wochenende rund sechs Meter erreicht werden, warnte die Polizei. Im Juni 2016 lag der Pegelstand bei 6,10 Metern, der Höchststand betrug im Jahr 1910 genau 8,62 Meter.

Die Stadt fordert die Bewohner weiterhin auf, keine wertvollen Gegenstände in Kellern zu lagern. Bei steigendem Grundwasser könnten diese beschädigt werden. Das weltbekannte Louvre-Museum hat sich auf mögliche Sicherheitsmaßnahmen in den kommenden Tagen vorbereitet. Während des Hochwassers vor eineinhalb Jahren hatte der Louvre wertvolle Kunstschätze aus seinen Kellerräumen in höhere Etagen gerettet.