Ein schweres Erdbeben hat Tod und Zerstörung über ein Gebiet an der Grenze zwischen Irak und Iran gebracht. Mindestens 415 Menschen starben und mehr als 7.000 weitere wurden verletzt, wie die Behörden beider Staaten am Montag mitteilten. Die Rettungskräfte suchten verzweifelt nach Überlebenden.

Zehntausende Menschen stellten sich auf eine kalte Nacht im Freien ein - aus Furcht vor Nachbeben und weil ihre Häuser zerstört wurden. Allein in der westiranischen Provinz Kermanschah wurden 407 Tote und fast 6700 Verletzte gezählt. Auf der anderen Seite der Grenze, im kurdischen Teil des Irak, waren acht Tote und mehr als 300 Verletzte zu beklagen.

Zerstörte Häuserblocks und Trümmerberge

In Kermanschah war die Stadt Sarpol-e Sahab am stärksten betroffen. Wie Gerippe ragten zerstörte Häuserblocks in die Höhe, die herabgestürzten Fassadenplatten zu Trümmerbergen aufgetürmt, darunter zerquetschte Autos: 280 Tote wurden bis zum Montagnachmittag dort gezählt.

In der 85.000-Einwohner-Stadt konnten eine Frau und ein Baby nach iranischen Medienberichten am Montagmorgen aus den Trümmern gerettet werden. Am Nachmittag war die Stadt noch immer ohne Strom, wie das staatliche Fernsehen berichtete.

Die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete über schwere Auswirkungen auch in Städten wie Kasr-e Schirin oder Eslamabad. In der Region um diese Städte leben fast 260.000 Menschen. In der Provinz bereiteten die Behörden nach eigenen Angaben die Einrichtung von Notunterkünften vor. Das staatliche Fernsehen zeigte die Verteilung von Zelten, Decken und Essen. Medienberichten zufolge waren hunderte Krankenwagen und dutzende Armeehubschrauber im Einsatz. 200 Verletzte wurden mit dem Flugzeug zur Behandlung nach Teheran gebracht.

Die wegen Erdrutschen geschlossenen Straßen in Kermanschah waren am Nachmittag nach Angaben örtlicher Behörden wieder geöffnet. Vielerorts fiel der Strom aus. Der Chef der Revolutionsgarden, die Elitetruppe der Islamischen Republik Iran, General Mohammed Ali Dschafari, stattete dem Katastrophengebiet einen Besuch ab, ebenso der Innenminister Abdolresa Rahmani-Fasli.

Das schwere Erdbeben der Stärke 7,3 hatte die Region am Sonntagabend erschüttert, als viele Menschen zu Hause waren. Das Epizentrum lag etwa 50 Kilometer nördlich von Sarpol-e Sahab.

Im vergleichsweise dünn besiedelten Kurdengebiet im Nordost-Irak war die Zahl der Opfer deutlich niedriger als im Iran. Am stärksten getroffen wurde dort die Stadt Darbandichan, in der vier Menschen ums Leben kamen, wie der Gesundheitsminister der autonomen Kurdenregion, Rekot Raschid, mitteilte.

Beben auch in Bagdad spürbar

Fotos zeigten eingestürzte Mauern und Gebäude. Zwei Tote gab es demnach in Karmijan und einen in Suleimanija. Dort rannten Menschen in Panik auf die Straßen, als die Erde anfing zu beben, wie ein AFP-Reporter berichtete. Ein Mensch starb in der benachbarten irakischen Provinz Diyala.

Das Beben war auch in der irakischen Hauptstadt Bagdad und in der Stadt Täbris im Nordwesten des Iran zu spüren. Im Osten der Türkei schreckte das Beben die Menschen ebenfalls auf. In der kurdischen Millionenmetropole Diyarbakir flohen Bewohner aus ihren Häusern.

Die bergige Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert; dort verläuft eine tektonische Bruchlinie. Im Nordiran kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1990 rund 40.000 Menschen ums Leben. 2003 erschütterte ein Erdstoß die historische Stadt Bam im Südosten des Iran. Dabei kamen mindestens 31.000 Menschen ums Leben. Auch 2005 und 2012 gab es im Iran schwere Beben mit hunderten Toten.

Erdbeben auch in Costa Rica

Etwas später am Sonntagabend (Ortszeit) erschütterte auf der anderen Seite der Welt ein ähnlich starkes Erdbeben die Pazifikküste von Costa Rica. Das Zentrum des Bebens der Stärke 6,4 lag südöstlich des Badeortes Jaco im Pazifik, vor der Westküste des mittelamerikanischen Landes, wie die nationale seismologische Beobachtungsstelle mitteilte. Wenngleich es nur wenig schwächer war, blieb die Opferzahl zunächst gering. Zwei Menschen starben während des Bebens an Herzinfarkten, wie die örtliche Zeitung "La Nacion" berichtete. Berichte über weitere Opfer oder größere Schäden gab es zunächst nicht.

Ein Zeuge berichtete in der Zeitung, dass im Supermarkt alle Waren aus den Regalen gefallen seien. Es habe zwar keine Verletzten gegeben, dennoch sei Panik ausgebrochen. In der Stadt Alajuela kam es zu Stromausfällen. Auch die Fernsehshow "Dancing with the Stars" war von dem Beben betroffen. Während der Livesendung erzitterte das Fernsehstudio und mehrere Menschen rannten in Panik hinaus.