Das streng konservative Königreich Saudi-Arabien hat Frauen erstmals Zutritt zu einem Sportstadion gewährt. Hunderte durften am Wochenende im König-Fahd-Stadion der Hauptstadt Riad in Begleitung die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag verfolgen. Dafür wurde in der Sportarena, die rund 40.000 Menschen fasst, ein separater Bereich für Familien eingerichtet.

In der absoluten Monarchie herrscht bislang eine strenge Politik der Geschlechtertrennung. Saudi-arabische Frauen müssen sich außer Haus von Kopf bis Fuß verhüllen. Ein langes Gewand, die sogenannte Abaya, ist in der Öffentlichkeit Pflicht. Nackte Schultern, Arme oder Beine sind verboten. Sie brauchen zudem zum Arbeiten, Reisen und Heiraten die Erlaubnis eines männlichen Vormunds. Es ist außerdem das einzige Land, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen.

"Kleines Gehirn" der Frauen

Erst am Freitag berichteten staatliche Medien, dass ein Geistlicher das Fahrverbot mit dem „kleinen Gehirn“ der Frauen gerechtfertigt habe. Auf einem Video im Internet ist zu sehen, wie der als ranghoher Kleriker bezeichnete Saad al-Hijri behauptet, die Gehirne von Frauen seien normalerweise nur halb so groß wie die von Männern. Wenn sie jedoch zum Shopping gingen, schrumpften ihre Gehirne auf sogar nur noch ein Viertel der Größe. In den sozialen Medien forderten Frauenrechtlerinnen, Hijri seines Amtes zu entheben. Allerdings gab es auch Stimmen aus dem erzkonservativen Lager, die sich mit ihm solidarisierten. Die Internetzeitung „Sabk“ berichtete, nach dem Predigtverbot habe Hijri angegeben, dass ihm ein „Ausrutscher“ unterlaufen sei. Mittlerweile soll dem Geistlichen jegliche religiöse Aktivität in der südlichen Provinz Azir untersagt sein.

Dass sich das ultrakonservative Land den sozialen Medien nicht mehr völlig verschließen kann, zeigen immer mehr Beispiele. Unter dem Hashtag #Woman2drive veröffentlichten Aktivistinnen Fotos ihrer Autofahrten, um gegen das Verbot zu protestieren. Erst im Juli sorgte ein kurzes Video, das eine Frau mit Minirock und knappem Top zeigt, für Aufregung. Es verbreitete sich viral und löste Reaktionen zwischen Ablehnung und Jubel aus. Via Twitter wurde argumentiert, dass an westliche Frauen andere Maßstäbe angelegt würden. Melania Trump, die Frau des US-Präsidenten, zeigte sich etwa beim Staatsbesuch im Mai unverhüllt. Die saudische Polizei konnte übrigens die Frau mit dem Minirock ausforschen, ließ sie jedoch wieder frei.