Erst sucht Hurrikan "Maria" Puerto Rico heim, jetzt droht auf der Karibikinsel auch noch ein Dammbruch. Behörden beobachten den Riss. Anrainer aus unmittelbar gefährdeten Gebieten haben ihre Häuser bereits verlassen. Insgesamt rund 70.000 Menschen wurden von den Behörden zur Evakuierung aufgefordert.

Riss in der Staumauer festgestellt

320 Menschen seien bereits aus zwei gefährdeten Gemeinden am See Guajataca im Nordwesten des Landes in Sicherheit gebracht worden, zitierte die Zeitung "El Nuevo Dia" am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) Juan Vargas vom Gesundheitsamt der Stadt Isabela. Die örtlichen Behörden beobachteten demnach weiterhin einen Riss in der Staumauer, der etwa 60 Zentimeter lang sei.

Am Damm von Guajataca im Nordwesten der Insel war am Freitagnachmittag (Ortszeit) ein Überlauf gebrochen und hatte plötzliche Überschwemmungen und eine "extrem gefährliche Lage" ausgelöst, wie der Wetterdienst des US-Außengebiets mitteilte. Die Behörden befürchteten daraufhin, dass der fast hundert Jahre alte Damm brechen könnte. Der Staudamm wird als Wasserkraftwerk zur Stromgewinnung genutzt.

Das gesamte Gebiet entlang des Flusses Guajataca müsse "sofort" evakuiert werden, erklärte der Wetterdienst auf Twitter. Kurz darauf gab Gouverneur Ricardo Rossello die Evakuierungsorder für rund 70.000 Einwohner aus.

Stromversorgung lahmgelegt

Puerto Rico ist bereits durch den Hurrikan "Maria" schwer verwüstet worden. Erschwert wird die Situation, weil "Maria" die Stromversorgung und das Kommunikationsnetz auf der Insel lahmgelegt hat. Mindestens 13 Menschen starben. Bis Samstag waren weitere sintflutartige Regenfällen vorhergesagt, die Behörden warnten vor Schlammlawinen. "Die Zerstörungen sind enorm, es gibt Hunderttausende Personen, zu denen wir noch nicht gelangen konnten", sagte die Bürgermeisterin der Hauptstadt San Juan, Carmen Yulin Cruz, dem US-Sender CNN. Fast alle 3,4 Millionen Einwohner der Insel seien weiter ohne Strom. Nur rund 25 Prozent haben derzeit Zugang zu Trinkwasser, hieß es.

US-Präsident Donald Trump hatte den Katastrophenzustand für Puerto Rico ausgerufen. Damit bekommt das US-Außengebiet, wo viele Menschen in Armut leben, finanzielle Hilfen zum Beispiel für Notunterkünfte und Reparaturen. Trump sagte, Puerto Rico sei "vollkommen ausradiert" worden. Das US-Militär teilte mit, es werde mit sechs Helikoptern und vier Transportflugzeugen Hilfsmaßnahmen unterstützen. Bisher ist Puerto Rico nur ein assoziierter Freistaat. Die von der Pleite bedrohte Insel will der 51. Bundesstaat der USA werden. Dieser Wunsch muss aber vom US-Kongress gebilligt werden. Puerto Rico ist mit rund 9.000 Quadratkilometern in etwa so groß wie die Insel Zypern.

"Maria" fegt über Karibik hinweg

"Maria" fegt seit Montag mit Windgeschwindigkeiten von zeitweise bis zu 260 Stundenkilometern über die Karibik hinweg. Mindestens 33 Menschen kamen ums Leben, darunter allein 15 auf der Insel Dominica, wo der Hurrikan zuerst auf Land traf. Der Hurrikan befand sich am frühen Samstagmorgen 545 Kilometer östlich von Nassau, der Hauptstadt der Bahamas. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde in nord-nordwestlicher Richtung von der Inselgruppe weg, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Ausläufer könnten damit auch die Vereinigten Staaten treffen.

Das US-Hurrikanzentrum erwartete aber, dass sich "Maria" in den kommenden 48 Stunden abschwächen werde. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 205 Kilometern pro Stunde ist "Maria" derzeit ein Hurrikan der Kategorie drei. Die höchste Stufe ist die Kategorie fünf.