In einem Rennen gegen die Zeit haben Bergungsteams in Mexiko am Mittwoch nach Überlebenden des schweren Erdbebens gesucht. Soldaten, Polizisten und freiwillige Helfer durchkämmten die Trümmer eingestürzter Häuser in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt und anderen Orten im Zentrum des Landes. Die Zahl der Toten stieg auf 225, unter ihnen waren mindestens 21 Kinder einer eingestürzten Schule. Zu den Opfern zählen auch ein wenig Monate altes Taufkind mitsamt Angehörigen, die in einer Kirche ums Leben kamen.

Das Beben der Stärke 7,1 hatte am Dienstag das Zentrum des Landes erschüttert, das Epizentrum lag zwischen den Bundesstaaten Puebla und Morelos nahe der Hauptstadt.

Zahlreiche Gebäude zerstört

Durch das schwere Erdbeben sind in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt rund 40 Gebäude eingestürzt und mindestens 500 zum Teil schwer beschädigt worden. Wie Bürgermeister Miguel AngelMancera am Mittwoch mitteilte, müssten diese erst eingehend untersucht und repariert werden, bevor Bewohner zurückkehren können. Viele könnten unbewohnbar geworden sein, sagte er im TV-Sender Televisa.

Man sei mit Baufirmen im Gespräch, dass sie rasch Experten schicken. Die Suche nach Überlebenden in Trümmerbergen wird zunehmend zum Wettlauf gegen die Zeit, einige Verschüttete versuchten, mit WhatsApp-Nachrichten auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen.

Zur Sicherheit keine Schule

Nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,1 fällt für rund 14 Millionen Schüler in Mexiko vorerst der Unterricht aus. Das teilte Bildungsminister Aurelio Nuño am Mittwoch auf Twitter mit Blick auf notwendige Untersuchungen auf mögliche Schäden mit - mehrere Schulen wurden schwer beschädigt.

"Die Sicherheit der Kinder, Jugendlichen und Lehrer hat Priorität", betonte der Minister. In insgesamt neun Bundesstaaten sowie in der Hauptstadt Mexiko-Stadt sei der Schulunterricht daher vorerst ausgesetzt worden, sagte Nuno.

Schwere Nachbeben

Nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,1 hat es in Mexiko mehrere Nachbeben gegeben. Wie das nationale Seismologische Institut auf Twitter mitteilte, wurden am Dienstagabend und in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) unter anderem im südöstlich von Mexiko-Stadt liegendem Bundesstaat Oaxaca mehrere Nachbeben gemessen.

Betroffen war mehrmals die Küstenregion vor der Stadt Salina Cruz, das schwerste Nachbeben hatte demnach die Stärke 4,9. Bei einem Beben im Landesinneren nahe der Stadt Loma Bonita gab das Institut eine Stärke von 4,0 an.

Gebäude stürzen ein, Menschen werden unter Trümmern verschüttet, die Millionenmetropole Mexiko-Stadt ist paralysiert: Bei einem heftigen Erdbeben der Stärke 7,1 sind in Mexiko mindestens 149 Menschen ums Leben gekommen.

Davon seien 55 im Bundesstaat Morelos, 49 in Mexiko-Stadt, 32 in Puebla, zehn im Bundesstaat Mexico und drei in Guerrero zu beklagen gewesen, teilte der Leiter des Zivilschutzes, Luis Felipe Puente, am Dienstag mit. Die Zahl der Toten könnte allerdings noch weiter steigen. Da gerade in der Hauptstadt viele Gebäude eingestürzt sind, wurde mit weiteren Opfern gerechnet. Nach Angaben des Seismologischen Instituts lag das Zentrum bei Axochiapan, rund 130 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt, die eine der größten Metropolen der Welt ist.

Während Übung

Ausgerechnet am Jahrestag des verheerenden Erdbebens von 1985 bebte erneut die Erde in Mexiko-Stadt. Vor 32 Jahren kamen rund 10.000 Menschen ums Leben. Rund zwei Stunden vor dem heftigen Erdstoß am Dienstag hatten viele Behörden, Unternehmen und Schulen sich noch an der alljährigen Erdbebenübung beteiligt.

Allein in Mexiko-Stadt stürzten 38 Gebäude ein. Der Flughafen wurde geschlossen und auf Schäden untersucht. Beschädigte Krankenhäuser wurden evakuiert. Nach Angaben des Elektrizitätsunternehmens CFE waren mindestens 3,8 Millionen Menschen ohne Strom.

Mexikos Staatschef Enrique Pena Nieto berief seinen nationalen Krisenrat ein und machte sich im Helikopter ein Bild von den Schäden. "Ich habe angeordnet, dass Scheinwerfer aufgestellt werden, damit wir der ganzen Nacht der Bevölkerung helfen und eventuell noch Menschen aus den Trümmern bergen können", sagte der Präsident.

Schuleinsturz: 21 Kinder tot

Während des heftigen Erdbebens in Mexiko-Stadt sind 21 Kinder beim Einsturz ihrer Schule getötet worden. Auch vier Erwachsene seien bei dem Unglück ums Leben gekommen, teilte der Staatssekretär im Bildungsministerium, Javier Trevino, am späten Dienstagabend (Ortszeit) mit.

Rettungskräfte versuchten mit Schaufeln und Händen Überlebende aus den Trümmern der Schule "Enrique Rebsamen" im Stadtviertel Coapa zu bergen. In einem der Gebäude befand sich auch ein Kindergarten

Keine Hinweise auf Österreicher

Es gibt derzeit keine Hinweise auf Österreicher unter den Opfern des Erdbebens in Mexiko." Das sagte der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, am Mittwoch auf Anfrage der APA.

Dem Gesandten zufolge leben derzeit etwa 3.200 Auslandsösterreicher längerfristig in dem lateinamerikanischen Staat. Zusätzlich waren mit Stand Mittwoch etwa 500 Personen beim Außenministerium für eine Reise in Mexiko im fraglichen Zeitraum registriert. Über die Botschaft steht das Ministerium mit diesen Menschen in Kontakt.

Schnöll wies in diesem Zusammenhang einmal mehr auf den Wert der Reiseregistrierung beim Außenministerium hin. Unter http://www.reiseregistrierung.at kann man unter anderem bekanntgeben, wo man hinfährt, wie man zu erreichen ist und wer im Ernstfall zu verständigen wäre.

Schwankende Gebäude

US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter: "Gott schütze die Menschen in Mexiko-Stadt." Man stehe an ihrer Seite. Das Erdbeben überraschte die Menschen am Dienstagmittag (Ortszeit). Es hinterließ schwere Schäden an Hunderten Gebäuden in den Bundesstaaten Morelos, Puebla, Mexico und in Mexiko-Stadt.

Ein dpa-Reporter berichtete von schwankenden Gebäuden in der Hauptstadt und Gasgeruch. Tausende verängstigte Menschen seien auf die Straßen und Plätze geflüchtet. Das Telefonnetz brach zusammen. Auf TV-Bildern waren verschüttete Menschen in Trümmern zu sehen.

Warnung des Außenministeriums
Warnung des Außenministeriums © Haser

Fußballspiel abgesagt

Auch das weltbekannte Azteken-Stadion in Mexiko-Stadt ist durch das schwere Erdbeben der Stärke 7,1 etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. In lokalen Medien verbreitete Fotos zeigten einen breiten Riss durch eine Tribüne. Durch das Beben haben sich zwei Tribünenteile auseinander bewegt.

Das in dem Stadion für Dienstag geplante Achtelfinalspiel der Copa Mexico zwischen America und Cruz Azul wurde abgesagt, wie der Stadionbetreiber mitteilte. Das 1966 eröffnete Stadion war Spielort der Weltmeisterschaften 1970 und 1986, und es sah unter anderem das "Jahrhundertspiel" zwischen Deutschland und Italien bei der WM 1970 (3:4 nach Verlängerung). 1986 erlebte es unter anderem die "Hand Gottes" von Diego Maradona im Viertelfinale gegen England - in dem Spiel sahen über 100 000 Zuschauer auch Diego Maradonas Sololauf über den halben Platz. Das Tor wurde später zum "Tor des Jahrhunderts" gewählt.

20-Millionen-Stadt

In der Hauptstadt und dem angrenzenden Großraum leben rund 20 Millionen Menschen. Die Universität von Mexiko-Stadt teilte mit, dass alle Kurse und Veranstaltungen bis auf weiteres ausfallen, um die Gebäude auf Schäden zu untersuchen. Auch Schulen setzten den Unterricht aus.

In Internetvideos waren Menschen zu sehen, die um ihr Leben bangen, schreien, weinen. An Gebäuden fielen riesige Gesteinsbrocken und Fassaden ab. Die Situation war zunächst völlig unübersichtlich. Menschen erhielten unter freiem Himmel Infusionen, Helfer suchten mit bloßen Händen in den Trümmern nach Überlebenden.

Innenminister Osorio Chong rief die Bevölkerung auf, den Anweisungen des Zivilschutzes Folge zu leisten. Erst am 7. September waren bei einem Beben der Stärke 8,2 rund 100 Menschen im Land umgekommen, dabei lag das Zentrum aber im Pazifik und war in Mexiko-Stadt längst nicht so stark zu spüren. Danach gab es weit über tausend Nachbeben.

Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen. Der Großteil der Landmasse liegt auf der sich westwärts bewegenden nordamerikanischen Erdplatte. Unter diese schiebt sich die langsam nach Nordosten wandernde Cocosplatte. Der Boden des Pazifischen Ozeans taucht so unter die mexikanische Landmasse ab. Das führt immer wieder zu schweren Erschütterungen, die das Land bedrohen.