Begleitet von emotionalen Momenten hat Papst Franziskus seine Kolumbienreise zu einem starken Friedenssignal genutzt. Der Lebensstil Jesu fordere dazu auf, "den Weg der Liebe, der Gewaltlosigkeit, der Versöhnung und des Friedens zu gehen", sagte er vor einer Million Gläubigen bei einer Messe in Medellín.

Immer wieder mahnte er, sich auszusöhnen, Hass zu überwinden. In dem 50-jährigen Konflikt starben über 220.000 Menschen, rund 7,5 Millionen Menschen wurden vertrieben. Der Vatikan hat geholfen, einen Friedensvertrag mit der linken FARC-Guerilla zu erzielen. Im Land gibt es aber Kritik an zu milden Strafen für Ex-Guerilleros und an der Gründung einer FARC-Partei. Präsident Juan Manuel Santos dankte dem Papst für dessen Unterstützung auf dem Weg zum Frieden.

Papito, Papito

Die Reise mit Millionen begeisterten Menschen und einem immer wieder gerührten Franziskus wurde zu einem großem Fest des Friedens und des Glaubens. Kinder riefen immer wieder "Papito, Papito", wenn der Papst im Papamobil vorbeifuhr. Emotionaler Höhepunkt war der Besuch in der früheren Konfliktregion Villavicencio, wo das Oberhaupt der katholischen Kirche auf rund 6000 Opfer traf. Vier Personen erzählten ihre Geschichte: Ein Ex-Guerillakämpfer, ein früheres Mitglied der rechten Paramilitärs, ein Minenopfer und eine Frau, deren Mann und Kinder ermordet worden waren. Franziskus legte weiße Rosen am Kreuz der Versöhnung zu Ehren aller Opfer nieder.

"Auch wenn Konflikte, Gewalt oder Rachegefühle fortbestehen, dürfen wir nicht verhindern, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sich umarmen und so die Leidensgeschichte Kolumbiens auffangen", sagte der Papst. Er warb trotz der Verbrechen um Vergebung. "Heilen wir diesen Schmerz und nehmen wir jeden Menschen auf, der Straftaten begangen hat, sie bekennt, bereut und sich zur Wiedergutmachung verpflichtet, indem er zum Aufbau der neuen Ordnung beiträgt."

Zwei Buben und zwei Mädchen überreichten ihm zwei Setzlinge, damit sie als Bäume im "Wald der Aussöhnung" angepflanzt werden. Einen Baum pflanzte Franziskus selbst ein und griff zu einem Spaten. Kinder - als Zukunft Kolumbiens - gossen dabei die schwarze Erde.

Zukunft in Frieden

"Wir wollen eine Zukunft in Frieden", sagt eines der Mädchen zu Franziskus. Tausende Menschen nahmen ganz in weiß an der bewegenden Versöhnungszeremonie teil. Auch Präsident Santos - er hat für den Friedensschluss mit der Guerilla den Friedensnobelpreis erhalten.

Zur Unterstreichung des Aussöhnungsprozesses segnete Franziskus den schwarzen Christus von Bojaya und widmete ihm ein Gebet. Der verstümmelte Holzkorpus, dessen Arme und Beine abgerissen worden waren, war im Mai 2002 zwischen Leichen auf dem Boden einer Kirche in Bojaya entdeckt worden. Bei einer Bombenattacke der FARC starben damals in der Kirche in der abgelegenen Regenwaldregion im Department Choco rund 100 Menschen. Heute gilt der verstümmelte schwarze Christus als Symbol des historischen Friedensprozesses.

Millionen Menschen

Mehrere Millionen Menschen waren in den vergangenen Tagen bei den Messen und an den Wegstrecken des Papamobils dabei. Bei einer Messe in Villavicencio sprach Franziskus den Bischof Jesus Emilio Jaramillo und den Priester Pedro Maria Ramirez selig. Jaramillo war Bischof der Diözese Arauca, als er 1989 von der ELN-Guerilla entführt und ermordet wurde. Ramirez war 1948 ermordet worden.

In Kolumbiens einstiger Drogenhochburg Medellin rief er zu einer Erneuerung der Kirche auf, um Herausforderungen wie Frieden und Versöhnung gewachsen zu sein. Bei einer Messe sagte das Oberhaupt der Katholiken am Samstag vor fast 1,3 Millionen Gläubigen, die Kirche müsse ihre "Bequemlichkeiten" ablegen. "Die Erneuerung darf keine Angst machen", sagte er. Aber sie erfordere "Opfer und Mut".

Zum Abschluss wurde der Papst am Sonntag in Cartagena erwartet. Kurz vor dem Papstbesuch erklärte sich auch die ELN als letzte verbliebene Guerillagruppe zu einer Waffenruhe bereit. Die Hoffnung ist, dass nun auch diese kleinere Guerillasgruppe zur Abgabe der Waffen bereit ist, um einen vollständigen Frieden zu erreichen.