Wie ist die Situation derzeit?

Wir wohnen ganz vorne auf der Insel, es ist extrem ruhig, die meisten dürften Palm Beach bereits verlassen haben, fast alle Häuser sind schon verbarrikadiert, die Straßen leergefegt. Die Geschäfte schließen auch nach und nach und werden mit Pressspanplatten verbarrikadiert, jetzt haben nur mehr Supermärkte geöffnet, und auch dort sind Waren wie Wasser und Konserven fast komplett ausverkauft.

Wie wurdet ihr alarmiert?

Man kann es überhaupt nicht übersehen, es gibt eine Notfallsalarmwarnung auf jedem Handy, sobald man es einschaltet, am Fernseher, auf elektronischen Wegweisern bei Brücken sieht man überall die Warnung. Gestern Abend ging es noch um eine freiwillige Evakuierung, heute wurde die Evakuierung empfohlen, zu Mittag wird sie wohl verpflichtend werden. Busse und Züge sind hier jetzt kostenlos, auch auf Mautstraßen wird keine Maut verlangt.

Wie ist die Stimmung vor Ort?

Lizz Sator vor leeren Supermarktregalen
Lizz Sator vor leeren Supermarktregalen © Viktor Sator

Es ist alles sehr ruhig, es gibt keine Hektik oder Panik. Die, die da bleiben, meinen, sie machen das Beste daraus. Teilweise wird hier schon auch ein Geschäft mit der Katastrophe gemacht, vorhin habe ich in einem Supermarkt einen 24-er Pack Mineralwasser um 99 Dollar gesehen, sonst kostet das ca. 4 Dollar.Das ist zwar eigentlich verboten, es gibt auch eine Notrufnummer, um Derartiges zu melden, es passiert aber trotzdem. Auch Benzin ist teilweise schon teurer geworden. Auch die Hotelpreise sind stark angestiegen, wir müssen für heute Nacht 200 Dollar zahlen, für die nächsten drei Nächte zusammen 188 Dollar – die haben wir schon früher gebucht.

Warum bleiben die Leute überhaupt dort?

Ich glaube, das sind Personen, die sehr gut gebaute Häuser haben. 1992 war hier der Hurrikan Andrew, die Häuser, die danach gebaut wurden, sind viel massiver. Die Leute vertrauen darauf, dass die Häuser halten. Überall gilt das Motto „Take care and stay safe“.

Wie geht’s bei Euch weiter?

Wir werden jetzt frühstücken, und uns dann langsam auf den Weg machen. Die Wohung haben wir schon mit sogenannten „Shuttern“ verkleidet, das sind Wellblechplatten, die neben den Fenstern und Türen in den Wänden verbaut sind und die davor gezogen werden. Unser Gepäck ist ohnehin schon seit gestern Abend im Auto, wir wissen ja auch bei jeder Ausfahrt nicht, ob wir wieder zurückkommen.

Wohin werdet ihr fahren?

Wir haben schon im Vorfeld ein Hotel gebucht, das außerhalb der Evakuierungszone liegt. Das soll massiv gebaut sein und uns wurde versichert, dass wir dort sicher sind. Dieses Hotel liegt ca. 15 Minuten Autofahrt entfernt. Die großen Staus sind schon vorbei, das sollte kein Problem sein. Dort werden wir den Hurrikan aussitzen. Mit dem Auto haben wir schon abgeschlossen, da rechnen wir nicht, dass es das übersteht, aber es ist ein Mietwagen mit einer Kaskoversicherung.

Was heißt eigentlich Evakuierungszone?

Das sind alle Bereiche direkt am Wasser. Dort wird der Hurrikan am schlimmsten toben, auch das Wasser steigt jetzt schon an. Innerhalb des Landes wird nicht evakuiert, dort gibt es auch Notunterkünfte. Der Hurrikan ist so groß, dass es keinen Ort in Florida geben wird, der nicht davon betroffen ist.

Wie geht es Dir, Viktor, dabei?

Ich hab natürlich ein mulmiges Gefühl, wenn alle paar Stunden die Notfallswarnung am Handy aufscheint und die Feuerwehr mit etlichen Fahrzeugen vorbei fährt. Aber die Bevölkerung hier ist ruhig, und wir haben einen guten Notfallsplan.