Der mutmaßliche Täter stellte sich kurz darauf und gestand die grausamen Taten in seinen ersten Vernehmungen. Ab Heute muss sich Marcel H. vor dem Landgericht Bochum verantworten.

Aus Mordlust soll er zunächst den neunjährigen Jaden umgebracht haben, 52 Mal soll der damals 19-Jährige auf den Buben eingestochen haben. Nur wenige Stunden später starb ein 22-jähriger Bekannter von H., in dessen Wohnung der Angeklagte den Ermittlungen zufolge nach der ersten Bluttat Unterschlupf suchte. Laut Obduktion erlag er 68 Messerstichen. Deutschlandweit sorgte der Fall für Entsetzen - dazu trug auch bei, dass sich der Angeklagte nach dem Tod des kleinen Jaden im Darknet mit der Tat gebrüstet haben soll.

Mord aus Verzweiflung

Auch die Ermittler reagierten damals fassungslos. "Wir haben schon viel Elend erleben müssen, aber so ein Mordfall, der geht wirklich unter die Haut", sagte der Mordkommissionsleiter der Bochumer Polizei, Klaus-Peter Lipphaus, nach der Festnahme des tagelang gesuchten mutmaßlichen Täters. Laut den damaligen Angaben soll der Hintergrund für den ersten Mord Verzweiflung über zwei misslungene Suizidversuche gewesen sein. Marcel H. erzählte den Polizisten nach seiner Festnahme, er habe sich das Leben nehmen wollen, weil die deutsche Bundeswehr seine Bewerbung als Soldat abgelehnt habe.

Nachdem er bei seinem 22-jährigen Bekannten Unterschlupf gefunden hatte, soll dieser schließlich erfahren haben, dass H. wegen des Mordes an Jaden gesucht wurde, und ihm mit der Polizei gedroht haben. Daraufhin soll der Angeklagte auch den jungen Mann erstochen haben. Zudem wird H. zur Last gelegt, weitere zwei Tage später in der Wohnung ein Feuer gelegt zu haben, um Beweismaterial zu vernichten. Er muss sich deshalb auch wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten.

Täter leidet unter sozialen Problemen

Ermittler Lipphaus sagte im März über den Tatverdächtigen, er habe in den Vernehmungen "sehr eiskalt, emotionslos" gewirkt. Er beschrieb den mutmaßlichen Doppelmörder als Einzelgänger. Der zuletzt arbeitslose H. habe "sehr, sehr wenig soziale Kontakte" gehabt und sehr zurückgezogen gelebt.

Sein Verteidiger Michael Emde sagte der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" zu seinem Mandanten, dieser sei jemand, "der wenig Zugang zu sich selber hat". Er habe natürlich nur "einen oberflächlichen Eindruck" von ihm. In erster Linie würden Dinge besprochen, die für das Verfahren wichtig seien.

Heute beginnt nun der Prozess, der Klarheit darüber bringen soll, was sich vor einem halben Jahr in Herne ereignete. Vor allem wird aber wohl die Frage im Raum stehen, wie es zu diesen grausamen Taten kommen konnte. Dafür setzte das Gericht bisher elf Verhandlungstage bis Mitte Oktober an.