Der mehr als vier Kilometer große Asteroid "Florence" wird heute, Freitag, in sicherer Distanz von sieben Millionen Kilometern an der Erde vorbeifliegen. Doch Einschläge von Asteroiden dieser Größe "kommen mit schöner Regelmäßigkeit vor", sagt der Impakt-Experte Christian Köberl. Für ihn wäre es deshalb an der Zeit, "sich über Notfallpläne Gedanken zu machen" - und zwar global.

"Florence", benannt nach Florence Nightingale, gehöre mit einem mittleren Durchmesser von 4,35 Kilometern zu den größten erdnahen Asteroiden, sagte Köberl. Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien ist Geochemiker und Spezialist für Einschläge von Meteoriten und Asteroiden. Aus der geologischen Vergangenheit wisse man, dass Körper dieser Größenordnung immer wieder auf der Erde einschlagen.

Zwei ähnliche Einschläge

So habe es vor etwa 35 Millionen Jahren innerhalb relativ kurzer Zeit gleich zwei Einschläge von Asterioden dieser Größe gegeben. Davon zeuge der Popigai-Krater in Sibirien mit einem Durchmesser von rund 100 Kilometern und der erst Mitte der 1990er-Jahre entdeckten Impact-Krater am Rand der Chesapeake Bay an der US-Ostküste mit 85 Kilometern Durchmesser. Auswurfmaterial beider Einschläge, die sich in einem Abstand von nur etwa 10.000 bis 20.000 Jahren ereigneten, finde sich weltweit.

Bei einem Impakt eines so großen Asteroiden wären jedenfalls globale Effekte zu erwarten, so Köberl. "Schlägt ein 4,5-Kilometer-Brocken in kontinentales Gestein ein würde ein Krater von ungefähr 80 bis 90 Kilometer im Durchmesser entstehen und es gäbe eine Zone der kompletten Zerstörung im Umkreis von 1.000 Kilometer mit Hunderttausenden Toten und massiven Störungen der Infrastruktur", sagte der Experte. Ein globales Massensterben wäre bei einem Einschlag dieser Größe noch nicht zu erwarten, Tiere und Pflanzen wären dennoch stark betroffen. Auswurfmaterial und Staub würden sich weltweit verteilen, es käme zu einer Abdunkelung und in Folge zur Abkühlung. In Folge käme es zu massiven Störungen bei Ackerbau und Viehzucht.

Notfallspläne nötig

Köberl mahnt deshalb Notfallpläne ein, nicht nur für Asteriodeneinschläge, auch Ausbrüche von Supervulkanen wie jener im Yellowstone-Nationalpark (USA) hätte ähnlich katastrophale Auswirkungen. "Leider gibt es keinerlei weltweite Überlegungen für Notfallpläne in diese Richtung", sagte der Experte und verweist auf die dramatischen Auswirkungen eines vergleichsweise harmlosen Tropensturms in einem hoch entwickelten Land.