In Texas sind durch den stärksten Sturm seit mehr als 50 Jahren zwei Menschen ums Leben gekommen. Zwar schwächte sich der mit großer Sorge erwartete Hurrikan "Harvey" am Wochenende ab, nachdem er auf Land traf. Trotzdem richtete er großes Chaos an. Mehr als 230.000 Menschen saßen nach Angaben örtlicher Versorger im Dunkeln.

Anhaltender sintflutartiger Regen führte in vielen Teilen der Stadt Houston zu massiven Überschwemmungen, Autos standen mancherorts bis zu den Dächern im Wasser. Viele Öl- und Gasproduzenten stellten vorübergehend ihre Arbeit ein.

Dem Sender CNN zufolge mussten in der Nacht zum Samstag mehr als tausend in ihren Fahrzeugen oder Häusern eingeschlossene Menschen in Sicherheit gebracht werden, manche trugen kleine Kinder oder Haustiere in den Armen. Für weite Teile der Metropole wurde der Springflut-Notstand ausgerufen - die höchste Alarmstufe bei Überschwemmungen.

"Diese Lage ist besonders gefährlich", warnte der Nationale Wetterdienst. "Sucht höher gelegene Gebiete auf, jetzt!" Laut Wetterdienst sind derartige Regenmengen noch nie da gewesen. Und es gibt keine Entwarnung: In Houston könnte es noch vier bis fünf Tage weiterregnen. Laut amerikanischen Medienberichten soll es bereits fünf Tote geben. Viele Menschen sitzen fest und warten auf Hilfe.

Gouverneur Greg Abbott sagte, auch nach der Herabstufung des Orkans zu einem Tropensturm verschlimmere sich die Lage in den Sturmgebieten weiter. Die Zustände seien "schlecht und werden schlimmer", sagte Abbott am Sonntag dem US-Nachrichtensender Fox News. Aktuelle Opferzahlen wollte er nicht nennen. "Wir werden sehen", sagte der texanische Gouverneur lediglich.

Nach Angaben von Abbott waren am Sonntag massive Rettungsaktionen mit Hunderten Booten und Dutzenden Helikoptern im Gange, um Menschen aus ihren überfluteten Häusern oder von Hausdächern zu bergen.

250 Fernstraßen geschlossen

3.000 Angehörige der Nationalgarde sowie der Garde von Texas sind mobilisiert, 250 Fernstraßen geschlossen, seit der Wirbelsturm "Harvey" als mächtiger Hurrikan am Freitagabend (Ortszeit) bei Rockport auf die texanische Küste am Golf von Mexiko geprallt war. Seitdem schüttet der Tropensturm trotz deutlicher Abschwächung von der Stadt Corpus Christi im Osten bis zur Millionenmetropole Houston im Westen sintflutartige Regenmengen aus.

Der Internationale Flughafen der viertgrößten Stadt der USA wurde am Sonntag bis auf Weiteres geschlossen. Bis in die Innenstadt Houstons hinein sind Straßen unpassierbar, ganze Autobahnauffahrten vom Wasser verschluckt. Ein Krankenhaus wurde evakuiert, im nahe gelegenen Dickenson ein Altersheim ebenfalls. Manchen der Senioren reichte das Wasser im Sitzen schon bis zur Taille.

Behörden sprechen mittlerweile von einer Flutkatastrophe historischen Ausmaßes mit enormen Schäden. Nach jüngsten Vorhersagen könnte der Regen bis Freitag andauern.

Gefahr durch Starkregen

Eine Frau starb, als sie mit ihrem Auto durch die überfluteten Straßen im Westen der Millionenstadt Houston fuhr. Ein weiterer Mensch kam bei einem Hausbrand in der besonders stark getroffenen Kleinstadt Rockport ums Leben, wie der Bürgermeister Charles Wax am Samstag sagte. Etwa ein Dutzend Menschen in der Region hätten Verletzungen wie Knochenbrüche erlitten, sagte ein anderer Vertreter der Behörden.

Der Sturm war in der Nacht auf Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern in der Stunde über die Küste von Texas hinweggefegt. Damit war "Harvey" der stärkste Sturm, der den Bundesstaat seit 1961 heimgesucht hat. Über Land schwächte sich "Harvey" weiter ab und wurde zum Tropensturm herabgestuft. Gefahr drohte vor allem durch Starkregen. Für einige Gegenden wurden Niederschlagsmengen von bis zu 102 Zentimetern vorhergesagt. "Das ist ernst", warnte Houstons Bürgermeister Sylvester Turner die rund zwei Millionen Einwohner. Es sei wichtig, dass niemand auf die Straße gehe. Dem Gouverneur von Texas, Greg Abbott, zufolge sind rund 1.800 Militärangehörige im Einsatz, um bei Rettungsaktionen und Aufräumarbeiten zu helfen.

"Sucht höher gelegene Gebiete auf, jetzt!"

Dem Sender CNN zufolge mussten in Houston  in der Nacht zum Samstag mehr als tausend in ihren Fahrzeugen oder Häusern eingeschlossene Menschen in Sicherheit gebracht werden, manche trugen kleine Kinder oder Haustiere in den Armen. Für weite Teile der Metropole wurde der Springflut-Notstand ausgerufen - die höchste Alarmstufe bei Überschwemmungen. "Diese Lage ist besonders gefährlich", warnte der Nationale Wetterdienst. "Sucht höher gelegene Gebiete auf, jetzt!"

Der zuständige Bezirkssheriff Ed Gonzalez bat die Behörden anderer Städte, mit Booten auszuhelfen. Einwohner wurden aufgerufen, sich nicht auf die Dachböden ihren Häuser zu retten, sondern auf die Dächer, damit sie aus der Luft geborgen werden könnten.

Sturm sitzt fest

Auch in anderen Teilen von Südtexas machte sich "Harveys" Macht immer schlimmer bemerkbar - mehr als 24 Stunden, nachdem er als Hurrikan der zweitstärksten Stufe 4 auf Land geprallt war und sich dann abgeschwächt hatte. Weil der Tropensturm wegen eines nördlich gelegenen Hochdruckgebiets praktisch festsitzt, bringt er dauerhaft so massive Regenfälle, dass manche Gebiete Behördenangaben zufolge bald nur noch per Boot zu erreichen sein könnten.

Der Sturm dürfte Texas noch tagelang in Atem halten, da er sich nur langsam fortbewegt. Laut Meteorologen könnten die starken Regenfälle die gesamte nächste Woche andauern. In Corpus Christi wiesen die Behörden die Anrainer an, ihren Wasserverbrauch zu drosseln und Trinkwasser abzukochen. Wegen der Stromausfälle kamen die Klärwerke nicht mit der Reinigung der Abwässer nach. In der Nähe des Flusses Brazos wurden rund 4.500 Gefängnisinsassen aufgrund des steigenden Wasserspiegels in Sicherheit gebracht. Die US-Küstenwache rettete am Samstag nach eigenen Angaben 20 Menschen, deren Boote in Seenot geraten waren.

In der Region ist fast die Hälfte der US-Raffinerie-Kapazität angesiedelt, im Golf von Mexiko selbst erfolgt knapp ein Fünftel der Öl-Produktion des Landes. Ängste vor Engpässen sorgten ließen den Gaspreis auf den höchsten Wert seit vier Monaten steigen. Konzerne wie Royal Dutch Shell, Anadarko Petroleum und Exxon evakuierten ihre Öl- und Gasplattformen vor der Küste.

Beim Werk der Voestalpine in Corpus Christi, das bereits am Donnerstag geräumt worden war, wurden laut Unternehmenssprecher Peter Felsbach bei einer ersten Sichtkontrolle am Sonntag bisher nur leichte Schäden an Gebäuden und Infrastruktur festgestellt. Aus heutiger Sicht solle sich "nach gänzlicher Entwarnung" im Lauf der Woche wieder Normalbetrieb einstellen, sagte Felsbach.

Trump will Katastrophengebiet besuchen

US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass er das Katastrophengebiet besuchen werde, sobald es die Lage vor Ort erlaube, zitierten Medien einen Regierungsbeamten. Bereits am Freitag hatte Trump auf Ersuchen von Gouverneur Abbott den Notstand ausgerufen: Damit können rasch Regierungsgelder für Hilfsmaßnahmen nach Texas fließen.

Das Wochenende verbrachte Trump auf dem Präsidenten-Landsitz Camp David, hielt sich dort dem Weißen Haus zufolge aber ständig über die Entwicklung auf dem Laufenden und stand in Kontakt zu den wichtigsten Koordinatoren von Katastrophenhilfen.