Die vor Kopenhagen angespülte Tote ist eindeutig die schwedische Journalistin Kim Wall, die seit einer Fahrt in einem Privat-U-Boot als vermisst galt. Ihre Leiche wurde offensichtlich so präpariert, dass sie versinken sollte. Das gab die dänische Polizei am Mittwoch bekannt. Man habe mit Hilfe einer Zahn- und einer Haarbürste einen DNA-Abgleich durchführen können, sagte Polizeisprecher Jens Möller Jensen. Im U-Boot des Raketenbauers Peter Madsen fand die Polizei Blutspuren von Wall. Madsen sitzt wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung in Untersuchungshaft. 

Rechtsmediziner hätten festgestellt, dass ursprünglich etwas Metallisches am Körper von Kim Wall befestigt gewesen sei, das die Tote vermutlich am Meeresboden hätte halten sollen, teilte die Polizei mit. Außerdem seien zahlreiche Verletzungen am Torso festgestellt worden, durch die vermutlich Luft und Gase entweichen sollten, damit ein Auftreiben verhindert wird. Zur Todesursache könne man noch keine Angaben machen, sagte der Sprecher, weil die Obduktion wegen der abgetrennten Gliedmaßen äußerst schwierig sei.

U-Boot-Eigner noch nicht befragt

Der U-Boot-Eigner Madsen sei noch nicht zu den neuesten Ermittlungsergebnissen befragt worden. Seine Anwältin sagte der Zeitung "BT", der Fund des Torsos ändere nichts an der Erklärung ihres Mandanten, Kim Wall sei durch ein Unglück an Bord ums Leben gekommen. Diese Aussage habe er bereits am 12. August gegenüber dem Haftrichter gemacht. Im Gespräch mit der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau ergänzte die Anwältin später: "Mein Mandant ist erleichtert, dass der Fund identifiziert wurde. Es ist sein größter Wunsch, dass der Fall aufgeklärt wird."

Polizeisprecher Möller Jensen wollte nicht näher auf die Aussage Madsens eingehen, weil die Vernehmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden habe. Man habe aber nach einer Leiche gesucht und nicht erwartet, einen Torso zu finden. 

Das letzte Mal am 10. August gesehen

Die 30-jährige Wall war das letzte Mal gesehen worden, als sie am 10. August an Bord eines U-Bootes des dänischen Ingenieurs Madsen ging. Sie wollte eine Reportage über den U-Boot- und Raketenbauer schreiben. Als sie sich in der Nacht nicht zurückmeldete, nahm die Familie Kontakt zur Seerettung auf. Madsen hatte zunächst ausgesagt, er habe die Journalistin nach ihrem Besuch wieder an Land abgesetzt, wenig später habe er technische Probleme mit seinem U-Boot bekommen. Es sank. Madsen wurde gerettet. 

Die Polizei misstraute diesen Angaben und nahm den Erfinder fest. Später änderte er seine Aussage und räumte ein, die Journalistin sei bei einem Unglück an Bord zu Tode gekommen. Anschließend habe er ihre Leiche in der Köge-Bucht ins Wasser gelassen. Die Polizei hatte daraufhin eine große Suchaktion gestartet. Zu der Frage, was Madsen über die näheren Todesumstände von Wall ausgesagt hat, gaben die Behörden zunächst nichts bekannt. Am Montag entdeckte schließlich ein Radfahrer einen Torso am südlichen Ufer der Kopenhagen vorgelagerten Insel Amager. Kopf, Arme und Beine fehlten, sie waren abgetrennt worden, wie Polizeisprecher Möller Jensen am Dienstag sagte. Weitere Leichenteile wurden zunächst nicht gefunden.