Mehr als 600.000 Syrer sind nach Angaben der UNO in der ersten Jahreshälfte in ihre Häuser zurückgekehrt. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag mitteilte, waren 84 Prozent der 602.759 Rückkehrer Binnenvertriebene, die in anderen Landesteilen Zuflucht gefunden hatten. 16 Prozent kehrten aus Nachbarländern wie der Türkei, dem Libanon, dem Irak und Jordanien zurück.

Rund 27 Prozent der Rückkehrer gaben als Grund für ihre Rückkehr an, ihren Besitz schützen zu wollen. 25 Prozent nannten die Verbesserung der Wirtschaftslage und elf Prozent die Verbesserung der Sicherheitsbedingungen in ihrem Heimatort. 14 Prozent gaben dagegen eine Verschlechterung der ökonomischen Situation an ihrem Zufluchtsort als Grund an und elf Prozent nannten soziokulturelle Probleme.

Provinz Aleppo

Rund 67 Prozent der Vertriebenen kehrten in die Provinz Aleppo zurück. Die gleichnamige Provinzhauptstadt war vergangenes Jahr Schauplatz heftiger Kämpfe, doch ging die Gewalt seit der Niederlage der Aufständischen deutlich zurück. 97 Prozent der Rückkehrer kehrten laut der UNO in ihr eigenes Haus zurück, obwohl vielfach der Zugang zu Trinkwasser und Gesundheitsdiensten eingeschränkt war.

Auch wenn zuletzt vermehrt Syrer in ihre Heimatorte zurückkehrten, gibt es laut der IOM weiterhin mehr als sechs Millionen Binnenvertriebene, und mehr als fünf Millionen Syrer leben als Flüchtlinge im Ausland.

Rotes Kreuz kritisiert Lebensbedingungen im Norden Syriens

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat die "furchtbaren" Lebensbedingungen der Flüchtlinge im Nordosten Syriens kritisiert. Wie IKRK-Sprecherin Ingy Sedky am Montag nach einem Besuch in Flüchtlingslagern in den Provinzen Raqqa und Hassake berichtete, leben dort 70.000 Menschen in großer Not in 40 Lagern. Die meisten kamen aus Gebieten, die von der IS-Terrormiliz kontrolliert werden.

"Die Hälfte der Bewohner dieser Lager sind Kinder. Sie leben unter furchtbaren Bedingungen wegen der Hitze, da die Temperaturen tagsüber 50 Grad erreichen können", sagte Sedky. "Die Zelte stehen buchstäblich in der Wüste. Für die Menschen dort sind Skorpione und Schlangen eine tägliche Gefahr." Oft hätten die Neuankömmlinge nicht einmal Zelte in den ersten Tagen.

"Das Lager von Arisha in der Provinz Hassake befindet sich in einer ehemaligen Raffinerie", sagte die IKRK-Sprecherin. "Sie können dort Kinder sehen, die mit giftigen Abfällen spielen, und verunreinigtes Wasser trinken und darin baden." In den meisten Lagern gebe es nicht dauerhaft Ärzte und es fehle überall an den einfachsten Medikamenten und sauberem Trinkwasser.

Die Kämpfe um die syrische IS-Hochburg Raqqa haben in den vergangenen Monaten zehntausende Menschen in die Flucht gezwungen. Die Stadt wird seit Wochen von einem kurdisch-arabischen Bündnis belagert. Währenddessen dringen die syrischen Regierungstruppen auf die Stadt Deir ez-Zor (al-Zor) vor, die zum Teil von der IS-Miliz kontrolliert wird.