Ein türkisches Gericht hat laut einem Zeitungsbericht Untersuchungshaft für einen prominenten Regisseur angeordnet, der einen Spielfilm über den gescheiterten Putschversuch vor einem Jahr gedreht hat. Dem in der Vorwoche in Istanbul festgenommenen Filmemacher Ali Avci werde die "Leitung einer bewaffneten Terrorgruppe" zur Last gelegt, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch.

Avcis Filmprojekt hatte in der Türkei hohe Wellen geschlagen. In einer Vorschau zu dem Spielfilm "Uyanis" ("Erwachen") war zu sehen, wie die Familie von Präsident Recep Tayyip Erdogan getötet wird, während der Staatschef mit einer Waffe bedroht wird.

Tatsächlich waren Erdogan und seine Familie bei dem fehlgeschlagenen Umsturzversuch unbeschadet davongekommen. Die Behörden verdächtigen nun Avci, Anhänger des islamischen Predigers Fetullah Gülen zu sein. Die türkische Regierung wirft der Gülen-Bewegung vor, für den Putschversuch am 15. Juli 2016 verantwortlich zu sein.

Avci hatte auch eine filmische Biografie Erdogans gedreht: "Reis" ("Oberhaupt") war im April in die Kinos gekommen, kurz vor dem Verfassungsreferendum über das Präsidialsystem in der Türkei. Der Film erregte weltweit mediale Aufmerksamkeit. Kritiker hielten Avci damals vor, er habe einen Propagandafilm für Erdogan gedreht.