Sie sind noch so jung. Sie haben eine Flucht hinter sich, unvorstellbare Strapazen ertragen. Jetzt geben sie ihre Erfahrungen weiter. "Peer Mentoring" heißt die effektive Methode der Therapie und Nachrichtenvermittlung: Erfahrungsaustausch auf der pursten Ebene - Face to Face.

Am besten lässt sich das Konzept mit dem plakativen Titel "Flüchtlinge helfen Flüchtlingen" beschreiben: 19 Jugendliche im Alter von 16-21 Jahren aus Syrien, dem Irak, Somalia und Afghanistan geben ihre Erfahrungen an nachkommende Flüchtlinge weiter. Diese utopisch anmutende Idee wurde nun umgesetzt. Der Fokus lag vorerst beim Aufräumen von Falschinformationen: Bei ihrer eigenen Ankunft seien manche nämlich schlecht oder gar falsch informiert worden; dem wollen sie mit eigener Erfahrung und Expertise entgegenwirken und Gelerntes weitergeben.

Haben dann alle einen adäquaten Wissensstand, kann anspruchsvollere Information vermittelt werden. Dabei kann es heikel werden: Das europäische Demokratieverständnis muss ebenso überzeugend erklärt werden wie die Tipps bezüglich des Einstiegs am österreichischen Arbeitsmarkt. Zwei essentielle Informationen für Neuankömmlinge ohne Orientierung.

Ambitionierte Fortsetzung

Zusätzlich zum Mentoring wurde eine nicht minder ambitionierte Aktion gestartet: Zehn junge Frauen, die in ihrem ehemaligen Heimatland im Gesundheitsbereich tätig waren, werden explizit ausgebildet, um Schwangeren zu helfen: In Kooperation mit dem Hebammenzentrum sollen die Auszubildenden schon bald bei Geburten und gynäkologischen Untersuchungen aller Art behilflich sein.

Der heutige Tag markiert den ersehnten Übergang: Die Auszubildenden dürfen nun selbst ausbilden. Die Urkunden, welche in feierlichen Rahmen von Staatssekretärin Muna Duzdar und Stadträtin Sandra Frauenberger verliehen werden, befähigen die 19 Teilnehmer des Programms zum selbstständigen Mentoring. Sie dürfen nun Gelerntes anwenden und Erfahrenes weitergeben.

Helfen und Wissen weitergeben

Das Projekt, welches Teil des EU-weiten "CORE"-Vorhabens (Centre of Refugee Empowerment, Anm.) ist, wird ausschließlich positiv aufgenommen. Auch Integrations-Stadtrat Jürgen Czernohorszky äußert sich: „Es rückt die Menschen und ihre Kompetenzen ins Zentrum, macht sie zu Expertinnen und Experten in eigener Sache und leistet so einen Beitrag, damit Integration in Wien von allen gemeinsam gestaltet wird.“

Warum die Jugendlichen so engagiert bei der Sache sind? Sie hätten in Österreich viel Hilfe bekommen und wollen das erworbene Wissen weitergeben. Schließlich versteht niemand sonst neu Ankommende besser als sie...