Trotz der Mobilisierung von in Summe rund 2.000 Feuerwehrleuten bekommen die portugiesischen Behörden die verheerenden Waldbrände im Zentrum des Landes nicht in den Griff. Zwar sanken in der Nacht auf Montag die Temperaturen, dennoch griffen die Flammen auf zwei weitere Regionen über. Seit Sonntag gilt eine dreitägige Staatstrauer zum Gedenken an die mehr als 60 Toten.

Beim tödlichsten Waldbrand in der jüngeren Geschichte des Landes kamen bis Sonntag mindestens 63 Menschen ums Leben, mehr als 60 weitere Bewohner wurden verletzt. Fünf von ihnen befanden sich am Montag noch in Lebensgefahr. Unter den Toten war auch ein Franzose, teilte das Außenministerium in Paris mit. Nach Angaben der portugiesischen Behörden weiteten sich die Brände von der Region Pedrogao Grande auf die beiden benachbarten Bezirke Castelo Branco und Coimbra aus.

Aus mehreren Ländern traf Unterstützung ein: Spanien und Frankreich schickten am Sonntag mehrere Löschflugzeuge, weitere Flugzeuge und Feuerwehrteams wurden am Montag im Rahmen der EU-Zivilschutzhilfe erwartet. Auch das krisengeschüttelte Griechenland bot Verstärkung durch seine Feuerwehr an. 



Die Behörden haben 24 der 63 Todesopfer identifiziert. Bisher sei kein Ausländer unter den Toten, teilte Innenministerin Constanca Urbano de Sousa am Montag in Avelar in der Unglücksregion mit. Die Zahl der Verletzten stieg deutlich an. Man habe inzwischen 135 Verletzte registriert, darunter 121 Zivilisten, 13 Feuerwehrmänner und einen Militärangehörigen, teilte die Koordinierungsstelle für den Rettungsdienst (INEM) mit. Bisher war von 62 Verletzten die Rede gewesen, doch am Montag erlag ein Feuerwehrmann seinen bei der Brandbekämpfung erlittenen Verletzungen, wie der TV-Sender SIC unter Berufung auf die behandelnden Ärzte berichtete.

Experten warnten, Portugal müsse in Zukunft häufiger mit derartig verheerenden Waldbränden rechnen. Das Land sei von der Klimaerwärmung besonders betroffen, sagte Thomas Curt vom französischen Klima- und Agrarforschungsinstitut Irstea. Nach seinen Angaben stiegen die Temperaturen in Portugal in den vergangenen 50 Jahren stets schneller an als der globale Durchschnitt.

Das Feuer war am Samstag aufgrund eines Blitzschlags an einem Baum in Pedrogao Grande ausgebrochen. Wegen starker Winde breitete es sich rasch aus und wurde vor allem für viele Autofahrer auf einer Nationalstraße zur Todesfalle, als das Feuer ihre Wagen einschloss. Auf der "Todesstraße", wie Medien schrieben, starben mindestens 30 Menschen. Viele Opfer verbrannten bis zur Unkenntlichkeit.

Viele Menschen sind schockiert und fassungslos. Eine ältere Frau weinte und rief: "Das ist das Ende der Welt." Eine andere Frau sagte im TV-Sender RTP: "Wir haben alles verloren, unser Haus, unsere Tiere, alles." Ein Mann meinte: "In meinen 53 Jahren habe ich so etwas nicht gesehen."