Nach einem Angriff auf einen Polizisten vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame gehen Ermittler einem Terror-Verdacht nach. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm den Fall, wie die Behörde am Dienstag bekanntgab. Nach Angaben der Behörden eröffnete die Polizei das Feuer und verletzte den Angreifer. Auf dem Vorplatz der Kirche halten sich üblicherweise viele Touristen auf.

Der mutmaßliche Täter habe einen Beamten mit einem Hammer angegriffen, berichtete der Nachrichtensender BFMTV. 900 Menschen seien nach dem Vorfall zunächst in der Kathedrale festgehalten worden. Die Identität des Mannes und die genauen Hintergründe des Zwischenfalls blieben zunächst unklar.

Nach Angaben der Pariser Polizeipräfektur wurde ein Polizist verletzt, der Angreifer sei ins Krankenhaus gebracht worden. Die Situation sei unter Kontrolle.Die Behörde hatte zuvor auf Twitter dazu aufgerufen, den Bereich um die Kirche im Herzen der französischen Hauptstadt zu meiden. Das Areal wurde weiträumig abgesperrt.

Viele Besucher der Kathedrale im gotischen Stil und des historischen Stadtviertels auf der von der Seine umschlossenen Ile de la Ciete wussten zur Tatzeit nicht genau, was passiert. "Ich hörte einen Knall, ich dachte, es sei ein Gewitter", berichtete Joe Ann Paulus aus dem US-Bundesstaat Georgia mit ruhiger Stimme. Sie war für einen Tag in die französische Hauptstadt gekommen.

"Ich hielt mich am Eingang der Kirche auf. Polizisten riefen: "Bewegen Sie sich, bewegen Sie sich!" Die Menschen seien in die Kirche geflüchtet. Es habe aber keine Panik gegeben. "Sie waren wunderbar", bilanzierte die ältere Frau mit Blick auf die Ordnungshüter.

Bis zu 1000 Menschen finden in der Kirche Zuflucht. Unter ihnen sind auch Lukas und Slawomir, die aus Polen stammen und mit ihren Familien im nordrhein-westfälischen Bochum leben. Fast zwei Stunden harren sie in dem Gotteshaus aus.

"Zuerst sind die Leute hin- und hergelaufen. Dann musste sich jeder setzen. Viele haben gebetet", erzählten sie. Dann durften die ersten die Kathedrale verlassen. Familien mit Kindern hatten Vorrang. Auch sie sind als Tagestouristen gekommen, da die Kinder keine Schule haben. Haben sie schon einmal eine solche Situation erlebt? "Nein", antwortete ein Mädchen. Sie habe bisher nur davon gehört.

Frankreich wird seit rund zweieinhalb Jahren von einer beispiellosen Terrorserie erschüttert, knapp 240 Menschen wurden bei Anschlägen ermordet.Sicherheitskräfte waren in Frankreich mehrfach Ziel von Anschlägen. Mitte April war ein Polizist auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées von einem Gewalttäter erschossen worden.

Nach Angaben des französischen Innenministers Gerard Collomb hat der Angreifer auf einen Polizisten vor der Pariser Kathedrale Notre Dame geschrien: "Das ist für Syrien". Wie Collomb am Dienstag weiter erklärte, habe der Mann einen algerischen Studentenausweis bei sich gehabt, dessen Echtheit noch geprüft werden müsse.

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Der Angreifer habe offenbar allein gehandelt. Der Mann habe außer einem Hammer ein Küchenmesser gehabt, sagte der Minister vor Journalisten. Die Verletzungen des angegriffenen Polizisten seien nicht sehr schlimm, fügte er hinzu.

Christian Böhmer,Sebastian Kunigkeit/dpa, Red