>>> Auf der Spur der Täter - Was bisher bekannt ist

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Die britische Polizei hat nach eigenen Angaben den Attentäter von Manchester identifiziert. Es soll sich um den 22 Jahre alten Salman Abedi handeln, wie Ermittler Ian Hopkins am Dienstag in Manchester sagte. Es werde ermittelt, ob der Mann allein handelte oder Teil eines Terrornetzwerks war.

Auch Hachem, der jüngere Bruder des Manchester-Attentäters, wurde in der libyschen Hauptstadt Tripolis von einer Anti-Terror-Einheit festgenommen. Er wird verdächtigt, Verbindungen zur Islamisten-Miliz IS zu haben und soll nach Darstellung der dortigen Sicherheitsbehörden einen Anschlag in der libyschen Hauptstadt geplant haben. Er sei am 16. Mai von Großbritannien nach Libyen gereist, sagte ein Sprecher der Behörden. Ramadan, der Vater des Attentäters, sei ebenfalls in Tripolis vor seinem Haus in der libyschen Hauptstadt Tripolis festgenommen worden. Sprecher Ahmed Salem wollte am Mittwoch zunächst keine weiteren Auskünfte geben, bevor die Ermittlungen nicht abgeschlossen seien. 

In Wigan nahe Manchester hat die britische Polizei einen fünften Verdächtigen festgenommen. Bei seiner Festnahme habe der Mann ein Päckchen dabei gehabt, das derzeit untersucht werde.  Darüber hinaus wurde eine Frau festgenommen. Die Verdächtige sei am Mittwochabend bei einer Razzia im Stadtviertel Blackley im Norden von Manchester festgenommen worden, erklärte die Polizei. Den Namen und das Alter der Frau nannte die Polizei zunächst nicht. Die Zahl der festgenommenen Verdächtigen erhöhte sich damit auf sechs

Mittlerweile haben die Behörden auch alle 22 Todesopfer identifiziert. Die Familien seien kontaktiert und würden von Fachleuten betreut. Die Untersuchungen der Leichname werde aber noch vier bis fünf Tage in Anspruch nehmen.

Erst danach könnten alle Opfer offiziell namentlich genannt werden. Nach dem Anschlag sind bereits einige Namen von Todesopfern bekannt geworden. Das bisher jüngste bekannte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen.

Grande bietet finanzielle Hilfe an

Laut Medienberichten will die Pop-Sängerin Ariana Grande, bei deren Konzert es zum Attentat kam, den betroffenen Familien Hilfe anbieten. Der US-Star soll angeboten haben, die Bestattungskosten für die 22 Todesopfer bezahlen zu wollen. Sie habe bereits mit den Familien Kontakt aufgenommen.

Die weiteren Konzerte der Sängerin wurden vorerst abgesagt. Das betrifft das Konzert in London sowie jene in Belgien, Polen, Deutschland und der Schweiz.

Weitere Festnahmen

Die britische Polizei hat zuvor drei weitere Verdächtige im Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag von Manchester festgenommen. Auch diese Festnahmen seien in einem südlichen Viertel der Stadt erfolgt, wo bereits am Vortag ein junger Mann festgenommen worden war, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Beamten hätten bei den Einsätzen Haftbefehle "im Rahmen der Ermittlungen zu dem schrecklichen Anschlag von Montagabend" vollstreckt, teilte die Polizei mit. Welche Rolle sie bei der Bluttat gespielt haben könnten, blieb zunächst offen.

Salman Abedi war den britischen Sicherheitsbehörden bereits vor der Tat bekannt. "Er ist jemand, den sie gekannt haben", sagte Innenministerin Amber Rudd am Mittwoch dem Radiosender BBC. Der 22-Jährige habe bei dem Attentat auf Konzertbesucher am Montagabend "wahrscheinlich nicht alleine gehandelt", fügte sie hinzu.

Die Ausführung des Anschlags sei "anspruchsvoller gewesen als einige der Anschläge, die wir davor erlebt haben", sagte Rudd. Dies deute darauf hin, dass Abedi "wahrscheinlich nicht alleine gehandelt" habe. "Ich bin sicher, dass wir bei Abschluss dieser Ermittlungen mehr herausfinden werden."

Nach Medienberichten war Abedi erst kurz vor dem Terroranschlag zu Besuch in Libyen. Dort soll ein Teil seiner Familie leben. Nach Angaben des französischen Innenministers Gérard Collomb ist Abedi wahrscheinlich in Syrien gewesen. "Wir wissen heute nur das, was die britischen Ermittler uns mitgeteilt haben", sagte Collomb am Mittwoch dem Sender BFMTV. Der Brite sei libyscher Herkunft, aber in Großbritannien aufgewachsen und habe sich "plötzlich nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert und hat entschieden, diesen Anschlag zu begehen". 

Die Titelseite der Sun vom Mittwoch zeigt erstmals das Bild von Salman Abedi:

Am Montagabend war am Ende des Konzerts von Teenie-Star Ariana Grande in Manchester ein Sprengsatz detoniert. Der mutmaßliche Attentäter hatte so mindestens 22 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Der Anschlag traf viele Kinder und Jugendliche. Es war die schwerste Terrorattacke in Großbritannien seit fast zwölf Jahren.

Mehrere britische Medien hatten bereits zuvor den Namen des mutmaßlichen Attentäters genannt. Nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA kam der Hinweis auf den Mann aus den USA. Die britische Innenministerin Amber Rudd hat sich wegen der Weitergabe interner Erkenntnisse zum Manchester-Attentat bei den zuständigen Stellen in den USA beschwert. Die Ministerin bezeichnete es am Mittwoch in der BBC als "irritierend", dass Informationen über den Selbstmordattentäter Salman Abedi in US-Medien auftauchten, ehe sie in Großbritannien zur Veröffentlichung freigegeben wurden.

Premierministerin tief betroffen

Der Anschlag auf ein Popkonzert von Teenie-Idol Ariana Grande (23) in Manchester löste weltweit Entsetzen ausgelöst. Premierministerin Theresa May sagte, der Selbstmordattentäter habe "das größtmögliche Blutbad" anrichten wollen. "Wir wissen, dass unter den Toten und Verletzten viele Kinder und Jugendliche sind."

"Wir hörten den letzten Song und dann gab es plötzlich einen riesigen Blitz und einen Knall und Rauch", sagte ein Konzertbesucher der BBC. Besucher berichteten, wie Menschen in Panik aus der 21.000 Zuschauer fassenden Halle flüchteten. Augenzeugen berichteten von Leichen auf dem Boden, einige Konzertbesucher seien niedergetrampelt worden.


"Da waren Väter, die ihre in Tränen aufgelösten kleinen Töchter trugen, die Leute drängten die Treppen runter, es war einfach nur Chaos", sagte der 19-jährige Sebastian Diaz der Nachrichtenagentur AFP. Einige Eltern suchten auch am Dienstag noch verzweifelt nach ihren Kindern.

Jüngstes Opfer erst acht Jahre alt

Das jüngste bisher bestätigte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen, das gemeinsam mit seiner Mutter und Schwester das Konzert besuchte. Für viele Zuschauer dürfte die Show der 23-jährigen US-Sängerin ihr erster großer Konzertbesuch gewesen sein. Vor allem Mädchen und Jugendliche sind Fans des ehemaligen Kinderstars. Grande zeigte sich erschüttert und schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Aus tiefstem Herzen, ich bin so traurig. Ich habe keine Worte."

Die IS-Miliz beanspruchte die Tat für sich und sprach von mehreren "in der Menge platzierten Bomben". Die Jihadisten drohten mit weiteren Anschlägen. Der Angriff in Manchester ist das folgenschwerste Attentat in Großbritannien seit den islamistischen Anschlägen auf die Londoner U-Bahn 2005 mit 52 Toten.

Kritik wird laut

Besucher des Konzerts von Manchester berichteten teils von laxen Sicherheitskontrollen. Die Betreiber der Arena verwiesen darauf, dass sich der Anschlag "außerhalb des Veranstaltungsortes an einem öffentlichen Ort" ereignet habe. Der Selbstmordattentäter sprengte sich im Eingangsbereich der Halle in die Luft, die einen Zugang zu einem Bahnhof hat.

Die Lage in Manchester war am Dienstag äußerst angespannt. Ein Einkaufszentrum wurde nach einer Festnahme vorübergehend evakuiert, was Panik auslöste. Die Festnahme stand aber nicht im Zusammenhang mit dem Anschlag. Die Polizei berichtete zudem von einer "kontrollierten Sprengung" im Süden der Stadt.

Wahlkampf ruhte

Der Wahlkampf vor den britischen Parlamentswahlen am 8. Juni wurde vorerst ausgesetzt. Premierministerin May reiste am Dienstag nach Manchester. Auch Politiker weltweit äußerten sich bestürzt. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Urheber des Anschlags als "bösartige Verlierer".


Auch Österreichs Außenminister Sebastian Kurz meldete sich auf Twitter zu Wort: "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer." Und auch die Grünen bekundeten auf Twitter ihr Beileid: "Unsere Gedanken sind bei den vielen jungen Opfern und ihren Angehörigen."

Bestürzung bei den Royals

Die britische Königin Elizabeth II. (91) und ihr Ehemann Philip (95) gedachtenam Dienstag auf einer Gartenparty im Buckingham-Palast in London der Opfer von Manchester gedacht. An der Veranstaltung nahmen auch andere Royals teil, unter anderem Prinzessin Eugenie (27), die Tochter von Prinz Andrew und Enkelin der Queen.

Der Fußballclub Manchester City kondolierte den Familien der Opfer. Der Verein richtete im nahegelegenen Stadion ein Hilfszentrum für die Betroffenen ein. Beim Filmfestival in Cannes wurde eine Schweigeminute eingelegt.